Der 3D-Druck hat in den letzten Jahren große Sprünge gemacht. Mittlerweile ist die Technologie marktreif, auch wenn Privatpersonen bislang eher wenig damit arbeiten. In der Industrie gilt der 3D-Druck als großer Hoffnungsträger, denn es lassen sich sehr unkompliziert und kostengünstig Gegenstände aller Art produzieren.

Wie funktioniert 3D-Druck?

Ein 3D-Drucker produziert Gegenstände, in dem er Schicht für Schicht Material aufträgt, bis eine dreidimensionale Form erzeugt ist. Die Steuerung übernimmt wie bei einem herkömmlichen Drucker ein Computer, der jedoch vorab mit einem Bauplan gefüttert wird. Abhängig vom Bauplan kann ein 3D-Drucker im Prinzip jedes erdenkliche Produkt herstellen. Als Ausgangsmaterial arbeiten 3D-Drucker überwiegend mit

  • Kunststoffen,
  • Kunstharzen,
  • Metallen und
  • Keramikstoffen.

Der 3D-Drucker ist fast ein Allesfresser und daran knüpfen einige Visionäre mit ihren Experimenten an.

3D-Druck: Sitzmöbel aus Plastikmüll

Das Designstudio The New Raw aus Rotterdam produziert schon seit einigen Jahren Möbel aus Plastikmüll. Das Projekt „Print Your City“ ist Teil des „Zero Waste Future“-Programms von Coca Cola in Griechenland. Die Bewohner sammeln dafür ihren Plastikmüll und The New Raw produziert daraus Sitzmöbel. Die Bänke, Liegen und Sofas aus Plastik gehen zurück in die Gemeinschaft und werden entlang der Nea Paralia, einer der bekanntesten Uferpromenaden Thessalonikis, aufgestellt.

Jeder darf Baupläne und Designs für die Möbel einreichen. So kamen in den letzten Jahren 3.000 Vorschläge zusammen. Die Möbel sehen schick aus, haben eine bequeme, ergonomische Form und verfügen oft über eine Zusatzfunktion, als Fahrradständer, Pflanzentopf, Bücherregal oder Wasserschale für Hunde. „Print your City“ gibt es auch in Amsterdam.

Von der Plastikflasche zur Prothese

Einem ähnlichen Ansatz folgt Kindness3D aus Kanada. In Kanada ist der Konsum von Cannabis legal, allerdings fällt bei diesen Produkten überproportional viel Verpackungsmüll an: bei 7 Gramm Cannabis entstehen satte 29 Gramm Verpackung. Die gemeinnützige Organisation Kindness3D sammelt die Deckel und stellt daraus mittels 3D-Drucker Prothesen her.

Um Verpackungsmüll im 3D-Drucker zu verwenden, muss das Plastik zunächst aufbereitet werden. Die Hersteller waschen und schneiden das Recyclingmaterial, bevor es mit Zusätzen und einigen Chemikalien ergänzt wird. Das Ergebnis sind Filamente, also sehr lange Schnüre, mit denen der 3D-Drucker die gewünschte Form produzieren kann.

Alte Autoreifen: Der 3D-Druck der Straße

Das Recycling per 3D-Druck bietet noch viele weitere Chancen. Beispielsweise sind ausrangierte Autoreifen eines der größten Müllprobleme weltweit. Jedes Jahr fallen wahnsinnige Mengen an, die jedoch nicht abbaubar sind und dazu eine Vielzahl an Giftstoffen enthalten. Andererseits sind sie als Rohstoff überall vorhanden, kosten als Müll nicht mehr viel und sind besonders langlebig. Beste Voraussetzungen für ein Recycling.

Die Firma Emerging Objects hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sie alte Autoreifen als Material für 3D-Druck aufbereitet. Aktuell stellen sie daraus einen Puff her, der als Sitzelement, Fußhocker oder Ablage dient. In der Zukunft möchte Emerging Objects daraus Gartenmöbel und eine Fassadenverkleidung entwickeln.

3D-Drucker mögen sogar Aprikosenkerne

Einen noch größeren Schritt Richtung Nachhaltigkeit geht ein Gründer aus Chemnitz: Dr. Henning Zeidler experimentiert mit seiner AMtopus GmbH mit verschiedenen Materialien, aber eben nicht mit den im 3D-Druck vorherrschenden Kunststoffen und Metallen. Stattdessen setzt AMtopus auf Reststoffe wie Holz, Muschelkalk und Aprikosenkerne, die als Abfallprodukt anderer Herstellungsprozesse lediglich verbrannt oder entsorgt würden. Die Recyclingmaterialien, die daraus entstehen, sind kompostierbar und ideal für die kurzfristige Nutzung, beispielsweise im Messe- oder Kulissenbau oder als To-Go-Becher. Für diese Idee erhielt er 2017 sogar den Sächsischen Umweltpreis.

Keine Lust auf Möbel aus dem 3D-Drucker? Hier geht’s zu unserem Beitrag über Bio-Möbel.