Bereits 2011 zählte das Time-Magazine das Teilen zu den zehn herausragenden Ideen, die die Welt verändern werden. Tatsächlich ist seitdem viel passiert. Im Mobilitätssektor sind Car-Sharing-Apps weit gekommen. Aber nicht nur das. In den meisten Städten gibt es Fahrräder, Motorroller und Elektro-Roller. Uber hat sich in vielen Länder als Alternative zum Taxi durchgesetzt. Und über verschiedene Plattformen mieten und vermieten Privatpersonen erfolgreich ihre Feriendomizile.

Das Teilen von großen und kleinen Dingen bringt viel Positives mit sich. Dabei sind finanzielle Vorteile für viele Nutzende der erste Anreiz: Die Vermietenden erzielen damit Einnahmen, wenngleich teils nur in geringer Höhe, die Mietenden bekommen etwas zu einem günstigeren Preis als bei kommerziellen Vermietungen. Das macht die Grundidee des Teilens zu einem Geschäft. Daher ist der englische Name „Sharing Economy“ ziemlich treffend.

Das Teilen als Mission

Für viele Menschen, die solche Angebote nutzen, ist aber noch viel wichtiger, dass Teilen nachhaltig ist, weil wir damit unsere gesamte Nutzung von Gütern und Ressourcen intensivieren. Ein klassisches Beispiel ist die Bohrmaschine: Sie wird im Schnitt nur 45 Stunden genutzt, bis sie entsorgt wird, dabei wären über 300 Stunden möglich.

Hinter mancher Initiative stecken auch politische und ökologische Motive. Ein Beispiel sind die Food-Sharing-Gemeinschaften, die sich als Antwort auf die Lebensmittelverschwendung verstehen. Auch viele „Urban Gardening“-Projekte wollen mit dem gemeinsamen Gärtnern in der Stadt gegen die Vernachlässigung öffentlicher Räume, unnatürliche Parkanlagen und zu viel Versiegelung protestieren.

Die Verdrängungseffekte der Sharing Economy

Allerdings hat die Bewegung auch negative Auswirkungen. Gerade die kommerziell ausgerichteten Geschäftsmodelle von Uber und der Vermietungsplattform AirBnb sind umstritten. Bei Uber gibt es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und der Arbeitsbedingungen, hinzu kommt die Verdrängung regulärer Taxibetriebe. Die finanziell attraktive Vermietung von Ferienwohnungen durch AirBnb führte dazu, dass kostengünstige Wohnungen dem Immobilienmarkt für Langzeitmietende entzogen wurden, was die Wohnraumknappheit in nachgefragten Städten und Regionen noch verstärkt hat. Außerdem wirkt der Kauf von Wohnimmobilien zur gewerbsmäßigen Vermietung über Internet-Plattformen preistreibend auf den meist ohnehin schon angespannten Immobilienmarkt.

Nichtsdestotrotz ist die Grundidee des Teilens gut, sinnvoll und keineswegs neu: Wohngemeinschaften, Büchereien, Waschsalons, Pfandflaschen und Kostümverleihe hat es immer schon gegeben. Durch die Smartphone-Technologie ist in den letzten Jahren eine breite Vernetzung möglich geworden, die das Teilen innerhalb der Gesellschaft enorm vereinfacht. Es existieren viele nützliche Angebote, die eine nachhaltige Grundidee verfolgen, finanziell attraktiv sind und deren Vorteile deutlich überwiegen.

Menschen teilen weniger gerne

Wir könnten mit der Sharing Economy daher bereits viel weiter sein; Ideen gibt es genug, doch eine Studie des Fraunhofer Instituts zeigt, dass viele Menschen Sharing-Angebote nicht gerne wahrnehmen. So können sich nur 32 Prozent der Teilnehmenden mit dem Gedanken anfreunden, Kleidung zu mieten. Zwar liegen die Werte bei Nutzobjekten wie Fahrrädern, Umzugskartons oder Werkzeug höher, trotzdem haben viele Menschen Scheu, sich etwas zu leihen. Zwar sind Leih-Systeme meist an Versicherungen gekoppelt, die Angst, etwas kaputt zu machen, kann dies jedoch oft nicht ausräumen. Hinzu kommt, dass es vielen Menschen gefühlt mehr Sicherheit gibt, einen Gebrauchsgegenstand zu besitzen, sodass er tatsächlich immer genau dann zur Verfügung steht, wenn man ihn doch mal braucht.

Für einen nachhaltigen Lebenswandel wäre es deutlich besser, wenn wir von dem Prinzip des Besitzens mehr Abstand nehmen könnten. Denn wenn wir Alltags- und Gebrauchsgegenstände intensiver nutzen, müssen wir weniger produzieren.

Für alle, die noch mehr Teilen wollen, kommt hier unsere Auswahl an vier interessanten Sharing-Projekten:

Spielzeugkiste: Spielzeug für alle Altersgruppen im monatlichen Abo

Ampido: Privates Parkplatz-Sharing via App

Campspace: Über 100.000 Plätze für Outdoor-Abenteuer in 7 Ländern

Clothes Friends: Kleidung leihen oder per laufender Miete abkaufen.

Teilt ihr schon oder besitzt ihr noch?