Der Name ist Programm: Der amerikanische Vice Fund (Laster-Fonds) beteiligt sich nur an Unternehmen, in die ethisch-orientierte Anleger nie ihr Geld investieren würden. Dazu gehören Rüstungslieferanten, Glücksspielbetreiber, Alkohol- und Tabakkonzerne. Wer bei Auflegung des Fonds vor 17 Jahren 10.000 Dollar investierte, kann heute über rund 44.500 Dollar verfügen. Das entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von mehr als 9 Prozent. Der einzige Vorteil dieses Anlageprodukts für Menschen, die sich Gedanken über nachhaltige und verantwortungsvolle Investitionen machen: Dem Anleger wird von Anfang an reiner Wein eingeschenkt. Er weiß auf den ersten Blick, womit er seine Rendite erzielen könnte.

Studie: Viele Banken sind an Rüstungsunternehmen beteiligt

Andere Investmentgesellschaften oder Banken sind da mitunter weniger transparent. Das ergab eine im Jahr 2018 veröffentlichte Untersuchung der Nichtregierungsorganisationen Facing Finance und Urgewald. In der Studie „Dirty Profits – Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete“ erforschten die beiden Menschenrechtsorganisationen, inwiefern deutsche Banken und Investmentgesellschaften die Rüstungsindustrie mitfinanzieren. Ein Ergebnis: Zehn der 17 untersuchten deutschen Finanzinstitute sowie alle vier ausgewerteten deutschen Vermögensverwalter sind an Unternehmen beteiligt, die Rüstungsgüter in Länder liefern, die aktuell Krieg gegen den Jemen führen. Auf den ersten Blick ist das allerdings meist nicht erkennbar.

Aktien von Rüstungsfirmen boomen

In Zeiten historisch niedriger Zinsen macht sich die Geldanlage in moralisch zweifelhafte Investments durchaus bezahlt. So stieg der nur die Aktien von Rüstungsunternehmen abbildende New York Stock Exchange Arca Defence Performance Index in den vergangenen fünf Jahren um rund 150 Prozent. Zum Vergleich: Der MSCI World Index, der branchenübergreifend 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern abbildet und zu den wichtigsten Indizes weltweit gehört, legte im selben Zeitraum um etwas mehr als 40 Prozent zu.

Anlage-Richtlinien der Banken bieten zu viele Schlupflöcher

In Deutschland gibt es keine gesetzlichen oder regulatorischen Vorgaben, die Banken verbieten, an Rüstungsfirmen oder auch Rüstungsexporten zu verdienen. Allerdings haben sich die meisten Geldhäuser Selbstbeschränkungen für den Umgang mit der Waffenindustrie auferlegt. Die Studie von Facing Finance und Urgewald zieht indes ein klares Fazit: „Fast alle Banken haben Richtlinien, die aber (zu) häufig (zu) wenig verbieten!“ Grundsätzlich bleiben daher sowohl nationale als auch internationale Waffenschmieden für konventionelle Banken in Deutschland weiterhin interessant.

Das zeigt sich beispielsweise bei der Kreditvergabe an Rüstungsfirmen. Im Zeitraum zwischen 2015 und 2018 haben alle untersuchten konventionellen Banken Darlehen an die Rüstungsindustrie vergeben. Und auch in vielen Fonds – egal ob direkt in Aktien investiert oder die beliebten, günstigen Indexfonds, den sogenannten Exchange Traded Funds (ETF) – stecken Anteile von Rüstungsfirmen.

Kritik an der Finanzierung der Rüstungsindustrie zeigt kleine Wirkung

Erste Erfolge können die Kritiker der Geschäfte mit der Waffenindustrie dennoch vermelden. Um Imageschäden und schlechte Berichterstattung zu vermeiden, verzichten die meisten Institute auf die Finanzierung von Unternehmen, die mit besonders umstrittenen Waffen wie Streubomben oder Landminen handeln. Die Deutsche Bank etwa hat zudem verkündet, künftig Produzenten von Atomwaffen nicht mehr zu finanzieren. Laut der Studie verbietet die Commerzbank die direkte Finanzierung von Waffenexporten in Krisen- und Spannungsgebiete, auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) finanziert keine Exportgeschäfte mit Kriegswaffen.

Ethik- und Kirchenbanken als Alternative

Wohin also mit dem Geld, wenn man als Anleger ein gutes Gewissen behalten und nicht indirekt die Rüstungsindustrie finanzieren möchte? Die Dirty-Profit-Studie nennt als mögliche Alternative in Deutschland die Ethik- und Kirchenbanken. Dazu gehört auch die UmweltBank. Alle sieben untersuchten ethischen Geldhäuser haben umfassende moralische Grundsätze beschlossen. Die vier Nachhaltigkeitsbanken EthikBank, GLS Bank, Triodos Bank und UmweltBank verzichten generell auf Investments in Rüstungsschmieden.

Die Kirchenbanken haben unterschiedliche Regeln für Anlagen. Demnach werden Konzerne mitunter erst ab einem Umsatzanteil aus Militärgeschäften von 5 Prozent oder gar 10 Prozent von der Liste der Investitionsgelegenheiten gestrichen.

Letztlich sind auch die Bankkunden gefordert, Druck auf ihre Institute auszuüben, unethische Investitionen zu beenden. Ändert sich in diese Richtung nichts, gibt es immer auch die Möglichkeit, das Geldhaus zu wechseln.

Für die Kreditvergabe hat die UmweltBank klare Positiv- und Ausschlusskriterien festgelegt. Diese können auf der Website der UmweltBank eingesehen werden. Die Einhaltung der Kriterien wird ständig durch den Umweltrat überwacht.