Man stelle sich vor, dass ein roter Doppeldecker-Bus durch London braust und statt nach Abgasen nach Kaffee duftet. Diese herrliche Idee muss der Brite Arthur Kay im Kopf gehabt haben, als er sein Unternehmen Bio-Bean gründete. Gemeinsam mit dem Mineralölhersteller Shell entwickelte er ein Verfahren, mit dem Kaffeesatz zu Bio-Diesel recycelt wird.
Busse tanken Kaffee-Diesel
Und es funktioniert. In einem Testlauf fuhren 2017 Busse mit Kaffee-Bio-Diesel durch die britische Metropole. Zugegeben: Nach Kaffee dufteten sie dabei nicht. Zwar entsteht deutlich weniger Feinstaub, wenn Bio-Diesel verbrannt wird, Tests zeigen jedoch, dass dafür die Stickoxide (NOx) ansteigen. Diese können nur durch eine Abgas-Nachbehandlung reduziert werden – wie auch bei der Verbrennung von herkömmlichem Diesel.
Dafür ist Bio-Diesel aber schneller biologisch abbaubar und dadurch für den Einsatz in umweltsensiblen Umfeldern die bessere Variante. Bio-Diesel gefährdet Erdreich und Grundwasser deutlich weniger als herkömmliche Treibstoffe.
Vom Diesel zum Heizpellet
Um den Bio-Diesel zu erzeugen, sammelte Bio-Bean von großen Kaffeeketten, aber auch von kleinen Cafés Kaffeesatz ein. Kaffeesatz enthält Öl, das im Recycling gewonnen und gemeinsam mit anderen Komponenten zu Bio-Sprit weiterverarbeitet wird. Busse könnten den Kaffee-Diesel wie herkömmlichen Treibstoff tanken. Eine Umrüstung wäre nicht erforderlich.
Für Arthur Kay ist es bei dem Testlauf geblieben. Aber den Kaffeesatz nutzt er trotzdem: Sein Unternehmen Bio-Bean verarbeitet nun jährlich 50.000 Tonnen alten Kaffee zu Heizpellets.
Fettrecycling: Auspuff statt Abfluss
Auf Öle setzt auch die Recyclingfirma Lesch aus Franken. Sie produzieren ebenfalls Bio-Diesel, aber aus Speiseölen und Altfett. Hier gewinnt nicht nur die Umwelt, denn Altfette sind auch ein praktisches Problem: Sie verunreinigen Haushaltsrohre und verschmutzen die Abwassersysteme. Die Kläranlagen zu reinigen, kostet die Städte jedes Jahr viel Geld. Und auch ein verstopfter Abfluss ist im eigenen Zuhause ein ziemlich ärgerliches Ereignis. Besser ist es, die alten Speiseöle und Fette kommen in einen Sammelbehälter.
Bring dein Fett weg!
Die Firma Lesch hat zusammen mit einigen Partnern das Pilotprojet „Jeder Tropfen zählt“ gestartet und in fünf Gemeinden aus dem Landkreis Roth sowie in einigen Stadtteilen von Erlangen und Fürth ein Sammelsystem eingerichtet. Die Bewohner erhalten spezielle Kunststoffflaschen, in denen sie ihre benutzten Öle und Fette sammeln. Die vollen Flaschen tauschen sie an Sammelautomaten gegen leere ein. In den Sammelbehälter gehören:
- Frittier- und Bratfette/-öle
- Öle von eingelegten Speisen (Sardinen, Schafskäse, Peperoni usw.)
- Margarine
- verdorbene und abgelaufene Speiseöle & -fette
Aus jeder aufgefüllten 1,2 Liter-Flasche kann Bio-Diesel für 20 km Wegstrecke gewonnen werden.
Fettrecycling läuft wie geschmiert
Im ersten halben Jahr des Pilotprojektes kamen bereits neun Tonnen Altfette zusammen. Diese werden zunächst über ein Siebsystem gereinigt und gehen dann in einen sogenannten Dekanter, also eine Zentrifuge. Diese trennt Wasser, Öl und Schmutz voneinander, bevor die einzelnen Bestandteile zu Bio-Diesel weiterverarbeitet werden.
In einigen anderen Ländern ist Fettrecycling in Privathaushalten längst etabliert, in Nordspanien beispielsweise. Das Pilotprojekt in Franken läuft noch bis März 2020. Bei erfolgreicher Umsetzung könnte das Sammelsystem bundesweit ausgerollt werden.
Ich finde generell die Idee, dass es eigentlich keinen „Abfall“ gibt, da sich vieles zu etwas sinnvollem recyceln lässt, spannend und faszinierend und Diesel aus Kaffeesatz ein tolles Projekt.
Ich finde es spannend, dass man Bio-Diesel, aus Speiseölen und Altfett gewinnen kann. Mir war gar nicht bekannt, dass man Brennstoffe aus Abfällen herstellen kann. Ich finde es super, dass man sich dahingehend wirklich Gedanken macht.
Die Entwicklung des Bio-Diesels beobachte ich bereits seit einigen Jahren gespannt. Gerade in der heutigen Zeit, ist Abfallverwertung und Nachhaltigkeit so wichtig wie noch nie. Dafür ist der erste Schritt jedoch, dass unser Abfall auch erstmal fachgerecht entsorgt und sortiert wird. So könnten wir viel mehr auch verwerten.