Haben Sie ein Lieblingsgericht? Eines, für das Sie alles stehen und liegen lassen? Ganz egal, was es sein mag, in zwanzig oder dreißig Jahren, wird es sicherlich ganz anders aussehen. Denn in den kommenden Jahrzehnten müssen wir mit einem Wandel unserer Essgewohnheiten rechnen – und das nicht, weil sich unsere Vorlieben ändern: Bis 2050 wird die Weltbevölkerung schätzungsweise zehn Milliarden Menschen betragen. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) geht davon aus, dass wir dann 56 Prozent mehr Lebensmittel benötigen werden, als aktuell weltweit verfügbar sind. Für diese Menge reicht das Ackerland einfach nicht aus. Und selbst wenn, wäre nicht genug Wasser da. 70 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs weltweit entfallen auf die Landwirtschaft.
Neben alternativen Anbauformen wie Vertical Farming und zellulärer Landwirtschaft müssen wir uns also auch nach anderen Nutzpflanzen und Lebensmitteln umsehen. Idealerweise sollten diese
- einen hohen Nährwert haben
- nachhaltig angebaut werden können und/oder
- in ausreichender Menge verfügbar sein.
Aktuelle Favoriten der Lebensmittelforschung sind Folgende:
Algen
Algen werden gerne auch als Meeresgemüse bezeichnet. Sushi-Liebhaber kennen Algen von den Nori-Blättern, in die der Reis gerollt wird. Auch Spirulina ist ein beliebtes Nahrungsergänzungsmittel, das es als Pulver oder Dragees in Reformhäusern gibt. Meeresalgen bringen viele Vorteile mit sich: Sie sind nährstoffreich, wachsen sehr schnell und schaden der Umwelt kaum.
Quallen
Man kann es sich zwar nur schwer vorstellen, aber Quallen sind essbar und schmecken gar nicht so schlecht. In der ostasiatischen Küche sind die Meerestiere bereits angekommen. Quellen lassen sich flexibel zubereiten: gekocht oder frittiert zum Beispiel. In der Lebensmittelforschung gibt es schon erste Versuche, Quallen zu entwässern, um daraus knusprige Chips zu produzieren.
Der Vorteil: Quallen enthalten viel Protein. Außerdem stören sie sich wenig am Klimawandel. Ganz im Gegenteil, die Erwärmung kommt ihnen ganz gelegen. Die Überfischung der Meere führt außerdem dazu, dass es weniger natürliche Feinde gibt. Die Quallenpopulation wird also zunehmen.
Insekten
In verschiedensten Kulturen stehen seit Jahrhunderten Insekten auf dem Speiseplan. Für zwei Milliarden Menschen sind sie schon heute keine Mutprobe, sondern ein gängiges Lebensmittel. Insekten sind nicht nur reich an Protein, Vitaminen, Mineralien, Omega 3- und 6-Fettsäuren, sondern können sehr nachhaltig gezüchtet werden. Denn Insekten sind wechselwarm; die Insektenfarmen müssen entsprechend weniger heizen. Im Vergleich zu Fleisch benötigt die Insektenproduktion weniger Platz und Ressourcen.
Als Lebensmittel geeignet sind:
- Käfer und ihre Larven
- Schmetterlinge
- Bienen, Wespen und Hummeln
- Heuschrecken
- Termiten
- Fliegen und Mücken
Da die Hemmschwelle Insekten zu essen in der westlichen Welt recht hoch ist, haben sie eher als verarbeitete Produkte eine Chance auf dem Lebensmittelmarkt. Das Start-up EntoSus aus Bremen bietet beispielsweise verschiedenste Fertiggerichte aus Grillen an, darunter die Grillognese-Sauce, Chilli con Grilli und Brotaufstriche.
Der Speiseplan der Zukunft bleibt vielfältig
Keine Sorge, wir werden in der Zukunft nicht ausschließlich Quallen, Grillen und Algen auf dem Teller haben. Die Expert_innen der EAT-Lancet-Kommission haben einen Vorschlag für unsere Ernährung entwickelt, die den menschlichen Bedarf decken und gleichzeitig den Planeten schonen soll. Das Ergebnis ist ein durchschnittlicher Speiseplan für jeden Menschen, der an die örtlichen Gegebenheiten und den Lebensstil etwas angepasst werden muss.
Darin sind stärkereiche Gemüsearten wie Kartoffeln und Maniok, Milchprodukte, Schweine- und Rindfleisch, Zucker und gesättigte Fette stark reduziert. Die Empfehlung lautet:
Nicht mehr als …
- einmal in der Woche rotes Fleisch,
- einmal in der Woche ein Ei,
- zweimal pro Woche Hähnchen,
- ein Glas Milch oder zwei Scheiben Käse pro Tag.
Stattdessen machen Obst und Gemüse die Hälfte des Tageskonsums aus, ergänzt durch Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse und ungesättigten Fette.
Dieser Speiseplan ist übrigens nicht nur gut für die Umwelt, sondern folgt den wissenschaftlichen Erkenntnissen für eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Denn eine ungesunde Ernährung ist in vielen Ländern der Hauptfaktor für frühzeitliche Sterblichkeit. Es lohnt sich daher für jeden einzelnen, die Ernährung der Zukunft bereits jetzt in die Gegenwart zu holen.
Dieser Artikel ist Teil der Serie „Nahrung der Zukunft“. Die weiteren Teile dieser Serie behandeln die Themen Kreislaufwirtschaft, Zelluläre Landwirtschaft und Vertical Farming.
Den Artikel zum Thema Kreislaufwirtschaft können Sie hier lesen: Kreislaufwirtschaft: Mehr Lebensmittel, weniger Abfall – Bank & Umwelt (bankundumwelt.de)
Den Artikel zum Thema Zelluläre Landwirtschaft finden Sie hier: Zelluläre Landwirtschaft: Burger aus der Petrischale – Bank & Umwelt (bankundumwelt.de)
Mehr über das Thema Vertical Farming können Sie hier erfahren: Vertical Farming: Das Gute kommt von oben – Bank & Umwelt (bankundumwelt.de)
Gesunder Selbstversuch
Einmal mit Studienkollegen eine Idee gehabt,
Ernährungsprobleme zu lösen,
ein Blick auf den Boden, Gassen,
dort lag Biomasse in Massen,
was kann man daraus wohl machen, wagen,
nachdenken und nicht verzagen.
Alte Erinnerungen verschieden Kulturen,
Schamanen, innovative Figuren,
im Wald leben und wie ein König essen,
in der Stadt sind wir schon vergessen,
Eicheln, Nüsse, Blätter, Samen,
voll Kraft schon seit Millionen Jahren.
Nur das Problem, vieles ist giftig,
falsch zubereitet wohl schädlich,
aber studiert und Bücher im Sinn,
vieles hat allerdings Gesundes drin.
Gelesen, verstanden und getan,
uns selber was Gutes getan.
Der Spott unter den Freunden riesengroß,
„Ihr Dummen, was macht ihr bloß?“,
nicht abirren, wagen und machen,
Kluge meist am Ende lachen,
messen, wiegen und überlegen,
vom Boden im Winter leben.
Blätter, Kräuter, Samen und mehr,
richtig sortieren, ja das ist schwer,
Kenntnis aneignen und verstehen,
ein Preis und mal ganz anders leben,
was sonst so sinnlos geht in den Müll,
eigentlich alles gesunder Drill.
Zugegeben, nicht einfach, pharmazeutisch,
nicht für jeden handhabbar, gar tauglich,
aber verstanden, gelebt, gelernt erfolgreich,
unsere heimische Natur ist immer noch reich,
wohl ist es dennoch nicht schwer,
überleben spannend und noch mehr.
Danach noch das, unsere zubereiteten Blätter,
„alternative“ Nüsse, ein Donnerwetter,
zuerst hat man geschimpft, uns ausgelacht,
jetzt über unser Essen hergemacht,
liebe Wissenschaftler und Mutige,
der Erfolg ist wohl das Lustige.
Also ran an die neuen Ideen,
wir müssen nur unsere Welt verstehen,
jeder Baum und Strauch „will“ uns ernähren,
Geschichte und Pharmazie kann erklären,
Kräuter, Bäume und Gräser genutzt,
so wird der Klimawandel gestutzt.
Was wäre, wenn Bäume in Straßen warten,
statt überall Zweit- und Drittautos parken.
Garagen zu Gewächshäusern werden,
Grundstücke alternative Plätze werden,
Obstbäume, Nüsse und Beeren für alle erklären,
so alle sich in Parks ernähren.
bitte keine insekten!!!!!!