Wer hat nicht schon mal Lebensmittel weggeworfen? Vielleicht die Reste vom Reis, den letzten Kanten Brot oder den abgelaufenen Joghurt. Lebensmittelverschwendung beginnt aber schon viel früher und setzt sich entlang der gesamten Wertschöpfungskette fort. Der Verlust dabei lässt sich mit einem vollen Einkaufswagen vergleichen: Weltweit landet ein Drittel davon laut Deutscher Umwelthilfe im Müll.
Wie viele Lebensmittel verschwenden wir?
Zum Ausmaß der Lebensmittelabfälle und -verluste gibt es verschiedene Zahlen, was unter anderem auch an unterschiedlichen Definitionen liegt. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums entstehen in Deutschland pro Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle – mehr als die Hälfte davon, rund sieben Millionen Tonnen, wäre vermeidbar. Die Verschwendung beginnt bereits bei der Primärproduktion – dazu gehört beispielsweise die Feldarbeit – und setzt sich während der Verarbeitung fort. Die größte Verschwendung findet laut Deutscher Umwelthilfe allerdings in den eigenen vier Wänden statt.
Vermeidbare und unvermeidbare Lebensmittelabfälle
Man unterscheidet zwischen vermeidbaren und unvermeidbaren Lebensmittelabfällen. Unvermeidbare Abfälle sind beispielsweise Fischgräten, Knochen oder Schalen und Kerne bei Obst und Gemüse. Vermeidbare Abfälle sind bei ihrer Entsorgung hingegen noch uneingeschränkt genießbar – zum Beispiel die Spaghetti vom Vortag oder die Banane, deren Schale eine kleine braune Stelle hat.
Mehr Informationen dazu finden Sie beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit.
Was kommt in den Müll – und warum?
Besonders häufig landen Obst und Gemüse in den Mülleimern. „Viele Menschen verschätzen sich beim Einkauf und schaffen es dann nicht, die gekaufte Menge zu verbrauchen“, erklärt Elisa Kollenda von der Deutschen Umwelthilfe. Obst und Gemüse würden zudem häufig falsch gelagert und verderben so schneller. Brot und Backwaren oder gekochtes Essen endeten ebenso oft im Abfall. „Auch hier verschätzen sich viele mit der Menge und kaufen oder kochen zu viel“, sagt Expertin Kollenda. „Brot wird dann schnell hart und die zubereiteten Mahlzeiten werden weggeworfen, statt aufgehoben.“ Warum Milchprodukte immer wieder vom Kühlschrank direkt in den Müll wanderten – manchmal sogar ungeöffnet? Grund dafür sei oft das abgelaufene Mindesthaltbarkeitsdatum.
Mindesthaltbarkeitsdatum vs. Verbrauchsdatum
Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt an, bis zu welchem Zeitpunkt garantiert wird, dass das ungeöffnete Lebensmittel (bei richtiger Lagerung) seine spezifischen Eigenschaften wie Geruch, Geschmack und Nährwert behält. Es bedeutet nicht, dass das Lebensmittel nach Ablauf des Datums direkt entsorgt werden muss.
Anders ist es beim Verbrauchsdatum. Es ist für schnell verderbliche und empfindliche Lebensmittel wie Hackfleisch oder Fisch vorgeschrieben. Nach Ablauf des Datums dürfen Läden das Produkt nicht mehr verkaufen. Es sollte dann auch nicht mehr verzehrt werden.
Mehr Informationen zum Thema sind beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft zu finden.
Welche Folgen hat Lebensmittelverschwendung?
Viele kennen wohl solche Momente, in denen sie sich sagen: Ach, dieser eine Joghurt oder die kleine Portion Spaghetti – wenn ich das in den Müll schmeiße, ist es doch halb so wild! Doch genau diese kleinen Wegwerfereien summieren sich. Die Folgen für die Umwelt sind schwerwiegend. „Mit jedem nicht verbrauchten Lebensmittel verschwenden wir wertvolle Ressourcen“, sagt Expertin Kollenda. Jedes produzierte Lebensmittel hinterlasse einen speziellen Klimafußabdruck – von Treibhausgasemissionen über Transport, Lagerung, Kühlung, Weiterverarbeitung bis zur Entsorgung. Nicht zu vergessen: der unnötige Flächenverbrauch.

Jedes angebaute und nicht verwendete Lebensmittel belastet die Umwelt unnötig. | Foto: Dietmar Reichle / unsplash
Was können wir tun? Praktische Tipps für den Alltag
Jedes verbrauchte und nicht weggeworfene Produkt belastet die Umwelt nicht unnötig. Deutschland hat sich mit der Nationalen Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verpflichtet, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung pro Kopf auf Einzelhandels- und Verbraucherebene zu halbieren und die entlang der Produktions- und Lieferkette entstehenden Lebensmittelabfälle zu verringern. Das gelingt aber nur, wenn alle mithelfen. Jedem und jeder Einzelnen kommt dabei eine große Rolle zu.
Also los! Wie? Mit diesen Tipps der Umweltexpertin:
- Vorsicht bei Großpackungen und Sonderangeboten
Klar, es ist verführerisch, den ein oder anderen Cent zu sparen, wenn wir größere Packungen kaufen oder bei Sonderangeboten zuschlagen. Und bei lange haltbaren Lebensmitteln wie Reis, Nudeln oder Haferflocken lässt sich mit Großpackungen oft auch Verpackungsmüll sparen. Bei leicht verderblicher Ware sollten wir aber vorab gut überlegen, ob wir die zusätzliche Menge wirklich benötigen und verbrauchen können. - Obst und Gemüse nicht zu weit im Voraus kaufen
Für den Wocheneinkauf bieten sich Obst und Gemüse nur bedingt an. Besser ist es, nur für die nächsten drei Tage einzukaufen – und zur Not einen zweiten Gang ins Geschäft einzuplanen. So verhindert man, dass die Bananen eben doch nicht aufgegessen werden und die Trauben nicht matschig werden. - Einkaufsliste schreiben
Häufig finden sich am Ende des Einkaufs ungeplante Lebensmittel im Korb, die eigentlich gar nicht benötigt werden. Zuhause bleiben sie dann doch liegen – und fliegen schlimmstenfalls irgendwann in den Müll. Besser ist es, sich eine Liste der wirklich benötigten Dinge zu machen und sich im Laden auch wirklich daran zu halten. - Kreativ werden
Im Kühlschrank liegen noch die halbe Paprika und drei Tomaten? Und dann vielleicht noch der fast leergegessene Becher mit Frischkäse? Daraus lässt sich doch ganz wunderbar ein neues Mittagsessen kochen! Wer Lebensmittel aufbrauchen möchte, kann der Kreativität freien Lauf lassen und einfach neue Rezepte erfinden. - Auf die richtige Lagerung achten
Viele Lebensmittel verderben zu schnell, weil wir uns nicht mit der richtigen Lagerung auskennen. Es lohnt sich also, sich hier schlau zu machen. Wussten Sie beispielsweise, dass Salatgurken im Kühlschrank schneller matschig werden als im Keller oder in einer dunklen Ecke im Vorratsschrank? Kartoffeln hingegen mögen es kühl und dunkel, sonst keimen sie schnell, wie etwa die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen empfiehlt. - Einfrieren und einkochen
Viele Lebensmittel sind wunderbar geeignet, einfach eingefroren oder eingemacht zu werden. Sie wissen nicht, was sich dafür eignet – und wie Sie richtig dabei vorgehen? Hier erhalten Sie jede Menge Anregungen. - Verschenken
Viele kommen gar nicht darauf, aber natürlich können wir Übriggebliebenes auch an Freunde und Familie verschenken – oder Plattformen wie foodsharing nutzen. „Wir retten ungewollte und überproduzierte Lebensmittel in privaten Haushalten sowie von kleinen und großen Betrieben“, sagt die Initiative über sich selbst. Auf ihrer Plattform werden Interessierte miteinander vernetzt. So lassen sich Lebensmittel teilen und abholen, die eigentlich entsorgt würden.
Es gibt viele Möglichkeiten, auch als Einzelperson etwas gegen Lebensmittelverschwendung zu tun. Wenn wir alle öfter ein Resteessen veranstalten und die Milchpackung einfach mal selbst überprüfen, anstatt uns strikt nach dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu richten, leisten wir schon einen großen Beitrag. Die Umwelt bedankt sich. Und die Mülltonne? Geht leer aus!