Beim Volksbegehren selbst unterschrieben mehr als 18 statt der benötigten 10 Prozent – entsprechend glücklich waren die Initiatoren mit dem Ergebnis, das letztendlich auch zum Gesetzesbeschluss führte. Es gab aber nicht nur positive Reaktionen: Am meisten Aufmerksamkeit haben wohl die Proteste vieler bayerischer Bäuerinnen und Bauern erregt. Sie fühlten sich zum einen einseitig als Schuldige für den Artenschwund dargestellt, zum anderen von den öffentlichen Diskussionen ausgeschlossen.
Darum geht es
Ein heißes Thema ist zum Beispiel der Schutz von Gewässerrandstreifen: Verboten ist die ackerbauliche und gartenbauliche Nutzung auf einem 5 Meter breiten Uferstreifen. Dadurch soll erreicht werden, dass Pestizide und Dünger nicht in die Flüsse und Bäche gelangen. Der Schutz gilt aber nicht überall, sondern nur entlang von Gewässern, die auf einer entsprechenden Karte der Wasserwirtschaftsverwaltung verzeichnet sind. Die bereits erstellte Karte wurde im Dezember 2019 aber wieder eingezogen, da sie „fehlerhaft“ gewesen sei, wie Ministerpräsident Markus Söder sagte.
Auch über die geforderten 30 % Ökolandbau bis 2030 wird oft gesprochen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es Förderungen durch den Freistaat. Viele Öko-Lebensmittel werden aktuell noch importiert. Allein durch eine Lieferantenumstellung bei den städtischen Kantinen könnte die Nachfrage deutlich erhöht werden.
Ein zentraler Punkt des Volksbegehrens war das Verbot von Pestiziden: Durch Pestizide werden zum einen Pflanzen vernichtet, zum anderen sterben viele Insekten. In der Folge finden wiederum Vögel und auch andere Tiere keine Nahrung mehr. Der Bauernverband fordert für weniger Pestizid-Einsatz auf der anderen Seite Ausgleichszahlungen.
Um die Artenvielfalt zu erhalten bzw. zu erhöhen, sollen mehr Blühflächen geschaffen werden: Blühstreifen oder -flächen entwickeln sich, wo Teile der Ackerflächen zeitweilig aus der Nutzung genommen werden. Und das oft von ganz allein: Sie müssen nicht eingesät werden.
Gemeinsam ans Ziel
Es gibt in einigen politischen Lagern die Meinung, die Landwirtschaft müsse sich verändern. Aber auch die Politik selbst, der Handel und nicht zuletzt die Verbraucher müssen ihren Teil dazu beitragen, damit das Volksbegehren Artenvielfalt am Ende auch wirklich erfolgreich ist. Wie so oft gilt: Es geht nur gemeinsam. Denn für die erzeugten Lebensmittel muss auch ein angemessener Preis bezahlt werden, damit die Bauern davon leben können. Und um das zu erreichen, muss zunächst das Wissen um die Herkunft der Produkte und die Wertschätzung dafür geschaffen werden.
Auch wenn das Volksbegehren ein Jahr alt ist – das Thema ist immer noch ganz aktuell. Es wurde genug übereinander gesprochen – jetzt ist es Zeit, miteinander zu sprechen.
Mehr Informationen zum Volksbegehren:
volksbegehren-artenvielfalt.de
Podiumsdiskussion: Erfolgreiches Volksbegehren Artenvielfalt
Wie können die Ziele des Volksbegehrens gemeinsam erreicht werden? Darüber wurde am 05. Februar 2020 bei einer Podiumsdiskussion im Gemeindehaus St. Paul in Fürth gesprochen. Unter Moderation von Autor Herbert Fuehr diskutierten Hubert Rottner, Gründer der Bio-Fach, Hans Urban als Landtagsabgeordneter, Bio-Landwirt und Imker sowie Peter Köninger vom Bauernverband.