Bis 2030 sollen erneuerbare Energien 65 Prozent des bundesweiten Bruttostromverbrauchs decken. Dieses Ziel hat sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag vom März 2018 gesteckt. Da ist in der kommenden Dekade noch einiges zu tun: 2019 lagen wir gerade mal bei 42 Prozent.
Die Solarenergie tritt aus dem Schatten
Nichtsdestotrotz sind sich viele Experten einig, dass sogar 100 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie bis zum Jahr 2050 realistisch ist. Die Solarenergie rückt dabei zurück in den Fokus. Photovoltaikanlagen profitieren davon, dass die Systemkosten so sehr gesunken sind, dass sie nahezu konkurrenzlos günstigen Strom liefern und parallel die Sonnenstunden in Deutschland kontinuierlich zunehmen. Im Jahr 2019 wurden 47,5 TWh Sonnenstrom erzeugt, und damit fast vier Prozent mehr als 2018. Ein Momentum, dass es zu nutzen gilt. Denn mit flexiblen Finanzierungs- und Förderkonzepten könnte die Sonne in absehbarer Zeit zum Schlüsselfaktor der Energiewende werden. Meistern ließe sich das über vier zentrale Bausteine:
1. Gemeinsam zum Ziel
Moderne Photovoltaikanlagen liefern schon auf wenig Fläche einen lohnenswerten Ertrag. Ein durchschnittliches Einfamilienhausdach liefert in etwa so viel Strom, wie ein Elektroauto für 30.000 km benötigt. Gerade in den Städten gibt es viele freie Dächer, die Privathaushalte für den Eigenbedarfnutzen könnten. Über das Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG) fördert der Bund diese kleinen PV-Anlagen seit Jahren mit einem festen Vergütungssatz pro Kilowattstunde für den Strom, der über den Eigenverbrauch hinausgeht und in das öffentliche Netz eingespeist wird. Auch bei der UmweltBank gibt es attraktive Konditionen für den Bau kleiner Anlagen auf Dächern und Freiflächen. Die Maßnahmen greifen: „Auf bald jedem 20. Dach sind Photovoltaikanlagen zu sehen“, weiß André Hückstädt, Leiter Energie und Infrastruktur bei der UmweltBank zu berichten.
Umso wichtiger ist es, das drohende Ende der EEG-Förderung abzuwenden. Die bislang vorgesehene Deckelung, die in diesem Sommer erreicht werden müsste, soll laut Klimapaket abgeschafft werden. Jedoch hat die Koalition bislang keinen konkreten Plan erarbeitet.*
In Freihung in der Oberpfalz wurde im Sinne dieses Bausteins ein Projekt mit der UmweltBank umgesetzt.
2. Sicherheit dank Förderung
Laut Fraunhofer Institut fehlen in Deutschland noch rund 350 Gigawatt Photovoltaikleistung, um im Jahr 2050 eine vollständige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Die Lücke kann nur über den Zubau großer PV-Anlagen geschlossen werden.
Im Gegensatz zu den kleinen Solaranlagen erfolgt die EEG-Förderung bei Solarparks mit einer Leistung von über 750 Kilowatt mittels eines Ausschreibungsverfahrens: Die Anlagenbetreiber reichen ein Gebot für ihren Strom ein; die Bundesnetzagentur vergibt Zuschläge an die günstigsten Anbieter. Diese erhalten über 20 Jahre den gebotenen Vergütungssatz für ihren Strom.
Dieses Verfahren hält die Kosten gering, bietet den Betreibern Planungssicherheit und stabilisiert den gesamten Wirtschaftszweig. Das Instrument könnte noch besser greifen, wenn die bestehende Volumenbeschränkung für neue PV-Anlagen auf Freiflächen von aktuell 10 Megawatt auf 25 Megawatt angehoben, und die Flächenbegrenzungen aufgehoben oder zumindest erweitert würden.
Die Vor- und Nachteile dieses Bausteins werden bei dem Solarpark Menteroda deutlich.
3. Frei finanzieren, individuell ausbauen
Die Energiewirtschaft ist eine Branche mit Zukunft. Der Bau eines Solarparks kann daher auch ohne EEG-Förderung ein interessantes neues Geschäftsmodell darstellen. Den Stromvertrieb regelt der Betreiber mit einem Abnehmerdirekt in einem sogenannten Power PurchaseAgreement (PPA). Auch die UmweltBank verstärktihre Aktivitäten in diesem wachsenden Markt.
Ohne EEG-Förderung trägt der Investor zwar das volle Risiko, genießt dafür aber Vorteile: So gilt EEG-geförderter Strom nicht als Ökostrom, sondern als Graustrom, weil er keine Herkunftsbezeichnung erhält. Der Strom aus einer nicht geförderten PV-Anlage kann als Ökostrom am Markt ausgewiesen werden. Durch den Bau auf großen Flächen reduzieren sich zudem die Errichtungs- und Betriebskosten. Damit werden diese Anlagen konkurrenzfähiger als Kohlekraftwerke. Müssten diese auch noch gerecht für Ihre CO2-Emission bezahlen, sind sehr große Solarkraftwerke die wirtschaftlichere Alternative, ganz ohne Förderung.
Der erste ausschließlich privatwirtschaftlich finanzierte Solarpark Deutschlands im Rahmen eines PPA wurde bei Barth in Mecklenburg-Vorpommern realisiert.
4. Kapazitäten erhalten
Damit der hohe Aufwand für den Zubau nicht verpufft, ist der Erhalt von Altanlagen – auch nach dem Auslaufen der 20-jährigen EEG-Förderung – von großer Bedeutung. Der Abbau dieser sogenannten Post-EEG-Anlagen ließe sich verhindern, wenn sich die Betreiber für einen weiteren Vergütungszeitraum zwischen fünf oder zehn Jahren an erneuten Ausschreibungen beteiligen könnten. Kapitalgeber und Banken wären im Falle eines Zuschlags weiterhin bereit, Nachrüstungen zu finanzieren. Die Anlagen blieben dadurch auf dem Stand der Technik und könnten, so lange sie rentabel sind, Strom liefern.
Die Sonne ist da. Ideen, Lösungen und erste Instrumente auch. Nun ist es an der Zeit, dass die Politik den notwendigen Rahmen steckt, um die nahezu unbegrenzte Kraft der Sonne voll nutzen zu können.
Wir sind sicher: Aus der Energiewende kann eine solare Energiewende werden.
* Am Freitag, den 3. Juli 2020, verabschiedete der Bundesrat das bereits vom Bundestag beschlossene Gebäudeenergiegesetz. Dadurch wird der 52-Gigawatt Deckel für Photovoltaikanlagen bis zu 750 kWp aus dem EEG gestrichen. Die Förderung über diese Marke hinaus ist somit gesichert.
Quelle: pv magazine
Mehr zur Finanzierung der solaren Energiewende finden Sie bei der UmweltBank: