Plastik entwickelt sich zunehmend zu einem gigantischen Umweltkiller. Es verschmutzt die Meere, produziert Müllberge, bedroht Tiere und ihre Lebensräume. Schätzungen zufolge sterben allein eine Million Meeresvögel jährlich wegen des Plastikteppichs im Meer: Mittlerweile erstrecken sich die 140 Millionen Tonnen Müll über unvorstellbare 1,6 Millionen Quadratkilometer.
Sinnloses Plastik wird weniger
Um den Verpackungsmüll zu reduzieren, bemühen sich die EU- und Bundesbehörden um Verbote von Einwegprodukten wie Trinkhalme und Plastiktüten. Auch Mehrweg-Plastik soll gestärkt werden. Diese Ansätze sind unterstützenswert, gehen aber nicht weit genug. Deutlich effektiver ist es, Lebensmittel erst gar nicht abzupacken.
Auf Wochenmärkten bieten Händler seit eh und je Lebensmittel einzeln an. Die Käufer nehmen das Obst und Gemüse in Papiertüten mit nach Hause oder legen es in den mitgebrachten Einkaufskorb. So gut – so einfach. Auf diese Weise funktionierten noch vor wenigen Jahrzehnten viele „Tante Emma“-Läden, also kleine, lokale Gemischtwarenhändler: Kaffee, Bonbons, Käse, Mehl – alles wurde abgezählt oder abgewogen.
Tante Emma auf der Spur
Unverpackt-Läden setzen auf das Tante-Emma-Prinzip: Sie bieten ihre Waren lose, also ohne Verpackung an, daher der Name. Zum Sortiment gehören in der Regel Obst, Gemüse und Grundnahrungsmittel wie
- Nudeln,
- Reis,
- Hülsenfrüchte,
- Müsli,
- Getreide,
- Nüsse und Trockenfrüchte,
- Kaffee(-bohnen),
- Öl und Essig.
Je nach Ausstattung finden die Käufer zudem Eier, Backwaren und Molkereiprodukte. Und zur Freude aller Kinder warten in vielen Unverpackt-Läden bunte Süßigkeiten in großen Bonbongläsern darauf, abgefüllt zu werden.
Im Unverpackt-Laden „Die lose Hilde“, der im September 2019 in Hildesheim seine Pforten geöffnet hat, ist zusätzlich ein Sortiment an Naturkosmetik, Reinigungs- und Waschmitteln vorhanden. Außerdem betreiben die vier Betreiberinnen ein kleines Café. In entschleunigter Atmosphäre genießen die Besucher selbstgekochte Suppen oder entspannen bei einer Tasse Kaffee oder Tee.
Unverpackt einkaufen: Wie funktioniert das?
Der Clou am Einkauf in einem Unverpackt-Laden ist, dass man eigene, wiederverwendbare Gefäße mitbringt. Ideale Helferlein sind:
- Einkaufskorb: Der gute alte Einkaufskorb, gerne geflochten oder aus Holz. Selbst neuere Modelle aus Stoff oder Metall sind der Plastiktüte überlegen.
- Baumwollbeutel: Stoffbeutel sind ideale Transportmittel für Brot, Obst und Gemüse. Sie lassen sich waschen und sind sogar zum Einfrieren geeignet!
- Gläser und Flaschen: Schraubgläser – vielleicht aus Einkaufszeiten vor dem Unverpackt-Laden – sind für alles gut, was feucht ist. Aber auch Bohnen, Nudeln oder Müsli machen sich gut im Glas. Flaschen sind für Flüssiges gedacht, beispielsweise Öl oder Milch. Dafür kommt das Glas vor dem Befüllen leer auf die Waage. An der Kasse wird das Glasgewicht später abgezogen.
- Dosen und Behälter: Aufschnitt und Käse können in Papier eingeschlagen und einen passenden Behälter aus Edelstahl oder Holz gelegt werden.
- Eierkarton: Auch hier verwenden bewusste Unverpackt-Einkäufer eine alte Verpackung wieder, nämlich eine leere Eierschachtel aus Karton.
Für den spontanen Einkauf bieten die meisten Geschäfte übrigens umweltfreundliche Mehrwegbehälter und Stoffbeutel an.
Loses Einkaufen ist bewusstes Einkaufen
Alle Produkte werden nach Anzahl oder Gewicht berechnet und verkauft. So kauft jeder nur das, was er wirklich braucht. Abgesehen vom eingesparten Verpackungsmüll vermeidet diese Art des Einkaufs, dass mehr Lebensmittel eingekauft als gebraucht werden. Immerhin landen neben der Verpackung auch überzählige Lebensmittel im Mülleimer. Und zwar in Privathaushalten durchschnittlich 85,2 Kilogramm Essen pro Jahr.
Weniger Plastik schon im Großeinkauf
Der Verpackungswahnsinn betrifft leider nicht nur den Endkunden. Auch die Unverpackt-Läden müssen ihre Ware ins Geschäft transportieren – und dafür fällt Verpackung an. Der Unverpackt-Laden Zero-Hero aus Nürnberg konnte dieses Problem zwar nicht ganz lösen, aber verringern. Die Produkte werden nicht in vielen Einzelverpackungen ins Geschäft geliefert, sondern meist in großen 25-kg-Säcken. Die Säcke sind in der Regel aus Papier. Flüssigprodukte bezieht Zero-Hero in Pfandbehältern. Diese werden gereinigt und neu befüllt. Nur wenn es gar nicht anders geht, kommen Plastiktüten zum Einsatz. Insgesamt sparen Betreiber und Käufer der Unverpackt-Läden gemeinsam eine Menge Plastikmüll und Lebensmittel. Und auf Kundenseite auch noch Geld.
Eine schöne und nachhaltige Angelegenheit, und fast wie früher. Leider hat vor kurzem in Erfurt der einzige Laden dieser Art wieder schließen müssen, weil zu wenige Kunden gekommen sind. Darüber bin ich sehr traurig.
Sehr gut und vor allem auch notwendig, wenn wir den Umwelt-, Natur- und Klimaschutz wirklich dauerhaft ernst nehmen wollen. Es wird ja schon viel gemacht, aber es muss noch viel viel mehr informiert werden und vor allem, auch ein bisschen (moralischer) „Druck“ aufgebaut werden.