Hausbau und Klima, das ist kein neues Thema. Allerdings gab es bisher nur eine Perspektive darauf, nämlich welche Rolle die vielen Gebäude in der Energiewende spielen. In Deutschland entfallen aktuell fast 40 Prozent unseres gesamten Energieverbrauchs auf den Gebäudesektor. Und diesen machen Privathäuser immerhin zu zwei Dritteln aus.

Stromsparende Geräte, moderne Heiztechnik, effizientere Dämmung – all das ist wichtig und wird viel diskutiert. Dabei fällt jedoch unter den Tisch, dass Gebäude, so wie wir sie bisher entworfen haben, den Folgen des Klimawandels zunehmend nicht mehr gewachsen sind.

Was macht das Klima mit Gebäuden?

Sonne, Wind und Wasser haben Grund und Boden schon immer verändert: Wind bläst das Erdreich davon, Sonne trocknet es aus. Wasser weicht den Boden auf. All das geht an die Bausubstanz. Allerdings vergrößern extreme Wetterlagen die Gefahren.

In der Zukunft müssen sich Hausbesitzer sehr wahrscheinlich mit einigen Problemfeldern auseinandersetzen. Dazu zählen:

• Hitzewellen
• Starkregen
• Hochwasser
• Stürme
• Dürrezeiten
• Kälteperioden

In Deutschland bereiten Experten insbesondere Flusshochwasser, Starkregen und Hitze große Sorgen. Auch Stürme, die zusammen mit Hagel auftreten, nehmen laut aktuellem Forschungsstand in vielen Regionen zu, während sich der Alpenrand auf höhere Schneelasten einstellen muss.
Klimagerechtes Bauen umfasst also nicht nur den Bereich Klimaschutz, sondern muss mit einer Klimaanpassung zusammen gedacht werden. Letzteres umfasst konkrete bauliche Maßnahmen, mit denen die nicht mehr abwendbaren Folgen des Klimawandels an Häusern abgefangen werden, damit keine Schäden entstehen.

Hochwasser: Häuser kommen ins Schwimmen

Überschwemmungen und Hochwasserkatastrophen gab es in den letzten Jahren an allen großen deutschen Flüssen: Rhein, Elbe, Donau und Oder geraten immer wieder in die Schlagzeilen. Während man vor wenigen Jahren den Bau in Auen oder Uferbereichen mit entsprechender Technik mitunter gut bewältigt hat, bekommt die Nähe zu einem Gewässer im Kontext des Klimawandels ein ganz anderes Gewicht. Denn in wasserdurchlässigen Böden (zum Beispiel Kies oder Sand) steigt der Grundwasserspiegel bei Hochwasser schnell an. Reicht der Grundwasserstand über das Fundament eines Gebäudes hinaus, kann der Wasserdruck so stark werden, dass die Auftriebskraft das Gebäude im schlimmsten Fall zum Kippen bringt.

Hochwasser bedroht die Existenz der betroffenen Menschen und ist ein immer häufiger auftretendes Phänomen, wie hier in Passau im Jahr 2002. | Foto: Hendrik Schwartz / Adobe Stock

Starkregen: Ein deutschlandweites Phänomen

Überschwemmungen entstehen nicht nur an großen Flüssen. Sie kommen teils durch Starkregen zustande, der sich beispielsweise in Senken ansammelt. Selbst harmlose Bäche schwellen zu reißenden Fluten an, wenn hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit auf sie herabregnen.

Starkniederschläge sind überwiegend im Sommer zu beobachten, wenn durch die erhöhten Temperaturen mehr Wasserdampf in die Atmosphäre gelangt. Kühlt die Luftmasse ab, ergießt sich der Regen schlagartig und meist unvorhersehbar. Die ausgetrockneten oder versiegelten Böden in der Stadt, können das Wasser nicht aufnehmen; die Kanalisation ist überfordert. Die Folge: lokale Überflutungen.

Starkregen gefährdet Gebäude auf unterschiedliche Weise:
• Wasser kann durch Gebäudeöffnungen (zum Beispiel kaputtes Dach, Türschwellen, Kellerschächte) eintreten
• Sickerwasser destabilisiert den Baugrund und tritt durch defekte Abdichtung über die Außenmauer ein
• Rückstau aus der Kanalisation überschwemmt den Keller

Besonders von Starkregen betroffen sind Häuser in Hang-, Mulden- oder Tallagen. Auch abschüssige Zufahrten können ein Risiko darstellen. Auf Basis der aktuellen Klimaprognose mit ihren steigenden Temperaturen muss in der nahen Zukunft noch häufiger mit Starkregen gerechnet werden.

Hitze: Städter leiden mehr

Ein Rekordsommer jagt den nächsten und das wird wohl so bleiben. Klimaforscher gehen von mehr heißen Tagen mit Temperaturen über 30 °C und „tropischen Nächten“ von über 20 °C aus. Von extremer Hitze sind vor allem der Osten und Südwesten des Landes betroffen, aber auch Ballungsräume wie das Rhein-Ruhr-Gebiet sowie die Regionen Rhein-Neckar und Rhein-Main. Grundsätzlich kämpfen alle Innenstädte aufgrund ihrer dichten Bebauung mit zu hohen Temperaturen.

Bei solchen Bedingungen heizen sich Gebäude extrem auf, besonders Materialien wie Stahl oder Glas. In Städten kommt es zum Wärmeinseleffekt. Das bedeutet, dass die Temperaturen über denen des ländlichen Umlandes liegen, weil Gebäudewände und versiegelte Flächen wie Straßen und Parkplätze die Wärme speichern. Wenn die Abkühlungsphasen über Nacht ebenfalls kürzer werden, kommt es für die Bewohner zu einer spürbaren körperlichen Belastung, teils mit gesundheitlichen Folgen.

Grün sorgt für Abkühlung

Klimaanlagen mögen in Gebäuden kurzzeitig für Abkühlung sorgen, sie heizen als Klimakiller die globale Erwärmung aber weiter an und sind eher kontraproduktiv. Eine wirksamere und ganzheitliche Maßnahme sind Fassaden- und Dachbegrünung: Sie kühlen die Umgebung, befeuchten die Luft, dämmen und fördern gleichzeitig die Biodiversität.

Dachbegrünung sorgt für ein angenehmes Klima und sieht auch noch schön aus. Bei der Baugemeinschaft Haasestraße in Berlin ist eine Dachbegrünung im Gebäudekonzept umgesetzt worden. Finanziert von der UmweltBank. | Foto: Jan Bitter / Baugemeinschaft Haasestraße

Klimawandel: Worauf sollten Häuslebauer achten?

Beim Neuerwerb eines Grundstücks oder Hauses sollte die Lage mit Blick auf den Klimawandel bewertet werden. Der Blick aufs Wasser ist sicherlich für viele ein Traum, ein zu nahe liegendes Gewässer kann zukünftig aber schnell zum Hochwasser-Albtraum werden. Eigentümer müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie bei einem Grundstückskauf in wassersensiblen Gegenden ein erhöhtes Risiko eingehen. Eine Baugrunduntersuchung verursacht zwar Kosten, sie kann Bauleuten jedoch wichtige Informationen über die Stabilität des Baugrundes liefern.

Während Häuser in dichter Bebauung dem Wärmeinseleffekt stärker ausgesetzt sind, besteht bei Gebäuden auf Freiflächen erhöhte Gefahr bei Stürmen. Gebäudeteile, die dem Wind ausgesetzt sind, können mit verschiedenen Baumaßnahmen sturmsicher gemacht werden. Vor dem Bau sollten Bäume auf dem Gelände überprüft werden. Abhängig von der Windrichtung können sie im Sturm auf das Haus fallen, andererseits sind sie willkommene Schattenspender in Hitzeperioden.

Wie schütze ich mein Haus vor Wetterextremen?

Grundsätzlich geht es darum, das Haus gegen Hitze, Wassereintritt und Auftrieb zu schützen. Dafür gibt es eine Vielzahl an großen und kleinen Maßnahmen, die Eigentümer unternehmen können.

Sinnvolle Schritte sind zum Beispiel:

• Begrünung am Haus verbessert das Mikroklima.
• Flächen ohne Versiegelung erleichtern Regen das Einsickern in den Boden.
• Wasserflächen nehmen Niederschlag auf und kühlen ab.
• Beläge wie Kies, Schotter oder Fugenpflaster lassen Starkregen leichter versickern.
• Schwellen halten Regenwasser draußen.
• Abdichtungen sollten regelmäßig erneuert werden.
• Dachflächen sollte man vom Profi auf Sturmfestigkeit und undichte Stellen checken lassen.
• Rückstauklappen an den Kanalanschlüssen vermeiden Überschwemmungen.

Die Liste könnte noch lange fortgeführt werden. Je nach Lage, Region und individuellen Gebäudemerkmalen sollten Eigentümer ein geeignetes Paket für die Klimaanpassung ihres Hauses schnüren. Dabei ist immer der individuelle Nutzen abzuwägen. Beispielsweise schützen erhöhte Hauseingänge bei Hochwasser, sie stellen im Rahmen einer barrierefreien Wohngestaltung aber eine Schwierigkeit dar. Eine Rampe vereint beide Ansprüche.

Neben baulichen und technischen Anpassungen kann auch eine Elementarschädenversicherung sinnvoll sein. Eigentümer sichern ihr Gebäude damit gegen Naturgefahren wie Hochwasser und Starkregen zumindest finanziell ab.

Quelle:
vgl. www.neuss.de/downloads/2017/11/klimaschutzsiedlung-blausteinsweg/praxisratgeber-klimagerechtes-bauen und vgl. www.presseportal.de/pm/54519/4308108