Ein Blick in die Weinberge verrät wie groß der Unterschied zu konventionellen Betrieben ist: Wo die Rebstöcke sonst in Reih und Glied auf „unkrautfreiem“ Boden stehen, sind die Hänge des Weingut Brüder Dr. Becker grün. Das Gut führt Lotte Pfeffer-Müller gemeinsam mit ihrem Mann Hans Müller bereits in fünfter Generation. Und die Sechste ist schon in Sicht: die Söhne Lorenz und Tillmann arbeiten tatkräftig mit.

Wein aus bio-dynamischem Anbau

Als das Ehepaar Pfeffer-Müller Mitte der 80er Jahre das Ruder übernahm, stellten sie konsequent auf eine ökologische Anbauweise um. Gemeinsam mit ähnlich arbeitenden Betrieben gründeten sie ECOVIN, den Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter in Deutschland. Den Verband führt Lotte Pfeffer-Müller seit fast zehn Jahren als Vorsitzende.

Es folgt der Anschluss an den Demeter-Verband. Seit 2008 setzt das Weingut Brüder Dr. Becker die Vorgaben des bio-dynamischen Weinbaus um. Die Maßstäbe sind hier noch deutlich höher als die Richtlinien der EU-Öko-Verordnung. Für Lotte Pfeffer-Müller eine Selbstverständlichkeit: „Die Ökologie, die Qualität im Boden und die Erzeugung von Spitzenweinen gehört für uns zusammen.“

Natürlicher Anbau stärkt die Reben

Das Weingut Brüder Dr. Becker, benannt nach den Hobby-Winzern aus der zweiten Generation, baut auf über zwölf Hektar Wein an. Gräser und Kräuter lugen zwischen den Rebstockreihen hervor. Kompost und Pferdemist sind die einzigen Düngemittel. Gesteinsmehle stärken zudem die Fruchtbarkeit der Böden und geben den Reben Widerstandskraft. Schädlingsbefall bekämpfen Nützlinge, die sich ganz nebenbei auf den Hängen ansiedeln.
Mit biologisch-dynamischen Präparaten wird das Verhältnis von organischem Leben und mineralischen Bestandteilen im Boden optimiert. „So fördern wir das gleichmäßige und harmonische Wachstum der Reben“, erklärt Hans Müller stolz.

Reben und Böden in harmonischem Einklang

Das Weingut erstreckt sich auf Lagen rund um die Gemeinde Ludwigshöhe. Ein Großteil der Fläche liegt auf den sonnigen Rheinterrassen zwischen Nackenheim und Oppenheim. Die Gegend ist dafür bekannt, einige der elegantesten deutschen Rieslingsorten hervorzubringen. Südlich von Oppenheim werden überwiegend Weißburgunder und Silvaner produziert.

Auf den Rheinterrassen findet man sehr häufig Lößböden vor, teilweise stark von Kalkstein durchsetzt. Der Untergrund der Rheinebene hingegen besteht eher aus sandigem Lehm. „Mit dem biologischen Weinbau fördern wir den Dialog der Reben mit dem Boden“, erklärt die Bio-Winzerin. Die Reben nehmen Mineralien aus dem Boden auf und das schmeckt man!

Das Gehöft des Weinguts Brüder Dr. Becker wurde um 1830 errichtet und das Haupthaus ist inzwischen denkmalgeschützt. 

Weinbereitung mit viel Zeit und Muße

Im Herbst beginnt auf dem Weingut die Lese – immer noch schonend von Hand. Den idealen Zeitpunkt dafür liefert der Blick in die hauseigene Wetterstation. Nach der Arbeit in den Weinbergen geht es in den alten Gewölbekeller. Dort erhalten die guten Tropfen ihren Feinschliff. Ganz wichtig für die Weinbereitung ist im Hause der Winzerfamilie der Zeitfaktor: Die Weine bekommen viel Zeit, um natürlich zu reifen. Auf diese Art und Weise füllen die überzeugten Öko-Winzer rund 80.000 Flaschen im Jahr ab.

Der Rotwein ist eingeheiratet

Auf einem Großteil der Anbaufläche – genauer gesagt 40 Prozent – wächst Riesling, die Leitrebsorte des Weinguts Brüder Dr. Becker. Weitere 20 Prozent entfallen auf den Silvaner, der für die Region Rheinhessen sehr typisch ist. Aber auch Müller-Thurgau, Gewürztraminer, Weiß- und, Grauburgunder kommen auf dem Weingut in die Flasche. Lediglich die Rotweine sind eine kleine Neuerung auf dem Traditionsgut: Spätburgunder und Regent sind sozusagen die Mitgift von Hans Müller. „Mein Mann kommt aus Baden-Württemberg und er braucht seinen Rotwein“, erzählt Lotte Pfeffer-Müller und schmunzelt.

Zahlreiche Auszeichnungen

Mit ihrem Öko-Konzept konnte die Familie schon einige Erfolge feiern: Allein beim Internationalen Bioweinpreis 2014 erhielt das Weingut fünfmal Gold und einmal Silber. „Von der ersten Ausgabe an wurden unsere Weine in den namhaften Weinführern ausgezeichnet, Gault Millau, Feinschmecker und Eichelmann“, freut sich Lotte Pfeffer-Müller. Sie vermarktet überwiegend die Weine und das längst nicht nur in Deutschland: die Brüder Dr. Becker-Weine sind in den Niederlanden, Belgien, Dänemark, Frankreich und in den USA bekannt.

Aktionärin der ersten Stunde

Familie Pfeffer-Müller ist Aktionärin der ersten Stunde bei der UmweltBank und selbstverständlich auch Kundin: mit Unterstützung der UmweltBank erstand die Familie rund 8,8 Hektar Anbaufläche eines Nachbarbetriebes. 0,5 Hektar davon haben die Bio-Winzer ökologisch aufbereitet und in ihre Anbaufläche integriert. Die Winzerfamilie half den insolventen Nachbarn und verpachtete den Grund einfach an sie zurück. Der Betrieb steht nun unter neuer Führung. „Gerne unterstützen wir auch bei der Umstellung der gesamten Fläche auf Demeter-Richtlinien“, verspricht Lotte Pfeffer-Müller.

Mehr Infos zum Weingut gibt es unter weingut.brueder-dr-becker.de.