Die wichtigste Information vorne weg: Der Grill und auch die Kohle sind nicht die größten Klimakiller beim Grillen. Eine Studie des TÜV Rheinland hat ergeben, dass die Auswahl des Grillguts am meisten Einfluss auf die Ökobilanz hat: Nahezu 95 Prozent der anfallenden klimarelevanten Emissionen werden demnach durch das Grillgut verursacht. Aber dazu später mehr. Wer an einem Sommerabend frisch Gegrilltes auf den Tisch bringen möchte, kann an verschiedenen Stellen für Nachhaltigkeit sorgen:
1. Der nachhaltige Grill
Dass jegliche Form von Einweg nichts als Müll produziert, ist längst klar. Einweg-Grills aus Aluminium gehören dabei zu den schlimmsten Vertretern ihrer Art, denn das Aluminium kann bis zu 200 Jahre in der Umwelt verbleiben. Wenn es unbedingt ein Einweggrill sein muss, dann bietet sich der Casusgrill als halbwegs verträgliche Variante an. Der Casusgrill ist vollständig biologisch abbaubar, denn er besteht nur aus Karton, Lavasteinen und Bambusstäben. Er verbraucht nur halb so viel Kohle wie ein herkömmlicher Einweggrill und hinterlässt abgesehen von den natürlichen Lavasteinen keine Rückstände. Er kann sogar nach seinem Einsatz im Lagerfeuer verbrannt werden.
Viel besser ist natürlich ein wiederverwendbarer Grill – aber welcher? Laut Umweltbundesamt schneiden Gas- und Elektrogrills bei den Emissionen besser ab als Holzkohlegrills. Ein Solargrill, der lediglich auf die Kraft und Hitze der Sonne setzt , schmort das Grillgut natürlich am umweltfreundlichsten.
Grillmeister_innen, die auf das Aroma von Kohle nicht verzichten möchten, könnten sich einen Kamado-Grill zulegen. Dieser Keramikgrill fußt auf alte japanische Feuerstellen im Boden, aus denen sich die portablen Kamandos entwickelt haben. Ein Kamado-Grill besticht durch seine gleichmäßige und lang anhaltende Hitze. Damit verbraucht er deutlich weniger Kohle. Schon die Herstellung ist durch das eingesetzte Keramik klimafreundlicher als ein gewöhnlicher Grill. Manche Keramikgrills haben außerdem eine lebenslange Garantie. Ein weiteres Plus in puncto Nachhaltigkeit.
2. Die nachhaltige Kohle
Laut Statistischem Bundesamt glühen bundesweit jährlich knapp 250.000 Tonnen Grillkohle um die Wette. Diese kommt überwiegend aus Polen, Paraguay und Litauen. Das größte Umweltproblem sind nicht die langen Transportwege oder das freigesetzte Kohlendioxid, sondern das Tropenholz, das viel zu häufig darin landet.
Zwei Drittel der weltweit produzierten Grillkohle stammen aus Afrika. In Nigeria und im Kongo beispielsweise werden für die Grillkohle gezielt Regenwälder gerodet. Dadurch gehen jedes Jahr Abertausende Hektar Land und damit Lebensräume für Tiere und Pflanzen verloren. Stiftung Warentest hat im Jahr 2019 in 5 von 17 getesteten Grillkohlesäcken nicht deklariertes Tropenholz gefunden. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch schon der WWF einige Jahre zuvor.
Wer es vermeiden möchte, auf Umwegen Tropenholz in den Grill zu schütten, sollte beim Kauf auf Siegel achten: Das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) erhalten nur Produkte aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Zwar fand die Stiftung Warentest selbst in Grillkohle mit dem FSC-Siegel Tropenholz, grundsätzlich gilt das Siegel jedoch als vertrauenswürdig.
Die Grillkohle Nero hat sogar das Naturland Siegel erhalten. In den Säcken des deutschen Start-ups landet ausschließlich Holz aus dem Saarbrücker Stadtwald. Denn hier fallen durch Pflege und Forstarbeiten regelmäßig Hölzer an, die für die Möbelproduktion nicht geeignet sind. Die Grillkohle von proFagus stammt ebenfalls nur aus heimischen Laubwäldern und verzichtet explizit auf Tropenholz. Laut eigener Aussage verwendet proFagus ausschließlich naturbelassene Buchen-Resthölzer der Säge- und Möbelindustrie aus nachhaltig bewirtschafteten deutschen Wäldern.
Wohin mit der Asche?
Diese Frage stellt sich auch beim Grillen mit nachhaltiger Grillkohle. Asche gehört ganz klar in den Restmüll, natürlich nur vollständig ausgekühlt. In der Asche konzentrieren sich Schwermetalle, die die Bäume durch die Luftverschmutzung einst aufgenommen haben. Damit eignet sich Asche für Garten und Kompost eher nicht.
Neben der herkömmlichen Grillkohle kann man einen Grill auch mit nachhaltigen Alternativen befeuern: Briketts aus Olivenkernen brennen länger und werden gut heiß. Auch Briketts aus Kokosnussschalen schneiden bei Tests gut ab. Der längere Transportweg bis nach Deutschland schmälert allerdings die ansonsten gute Ökobilanz. Beides ist in gut sortierten Biomärkten zu erhalten.
3. Das nachhaltige Grillgut
Man glaubt es kaum, aber die größten Klimasünder eines Grillabends sind Rindfleisch und Grillkäse. Sie produzieren pro 200 Gramm Grillgut 2,9 bzw. 1,9 Kilogramm CO2-Äquivalent. Zum Vergleich: Mais kommt laut TÜV Rheinland gerade mal auf 50 Gramm. Vegetarisches Grillgut hat bei der Nachhaltigkeit die Nase definitiv vorn: Gemüsespieße, gefüllte Tomaten, Maiskolben oder Zucchini-Scheiben sind bei Weitem die umweltfreundlichere Wahl. Auch vegetarische oder vegane Fleischersatzprodukte sind gut für die Ökobilanz am Grill. Wer auf Fleisch nicht verzichten möchte, kann auf Geflügel- oder Schweinefleisch ausweichen. Nachhaltiges Grillgut findet sich am Besten im Biomarkt oder beim lokalen Landwirten.
Verpackungsmüll beim Grillen
Auch beim nachhaltigen Grillen fällt häufig Verpackungsmüll an. Wie Sie diesen vermeiden können, erfahren Sie hier im Blog der UmweltBank.
Manches sollte sowieso schon lange jedem klar sein, aber vieles ist wirklich interessant und relativ neu – also tatsächlich von gutem Informationswert. WENN ich ein Grillfan wäre, DANN hätte ich hier eine Sammlung von sehr guten Tipps. Vielen Dank dafür!
Gut und interessant.
Ich selbst grille zwar nie und ernähre mich vegetarisch bis vegan, aber ich wohne in einem Feriendorf, in dem an warmen Sommertagen viel gegrillt wird, und mit Sicherheit nicht nach nachhaltig-ökologischen Standards. Deshalb finde ich jede Form von Aufklärung dazu gut.
Vor zwei Jahren kam einer meiner Kater fast blind nach Hause. Die Netzhaut war stark beschädigt. Das war eine Woche nach einem sommerlich warmen Abend mit vielen Grillstellen.
Für Katzen sind Schwermetalle schon in geringster Dosierung hochgiftig und können eben zu Blindheit führen. Ich hatte damals schon die Vermutung, dass er Fleischreste mitsamt Asche gefuttert haben könnte. Aber Tierärztin und Tierschutzbund meinten, das sei unwahrscheinlich.
Wenn ich diese Information hier lese, glaube ich, dass das doch durchaus möglich war, falls nicht jemand absichtlich den Kater vergiftet hatte, wobei die Frage wäre, womit.
Ich werde das noch einmal an den Tierschutzbund weiter leiten, und gegebenenfalls auch Aufklärung darüber.
Viele Grüße.
Gitta Röth
Hallo liebe Umweltbank,
ich finde es super, für alle Grillfanatiker auch die entsprechenden Alternativen aufzuzeigen. Daher super Ansatz hier einen Artikel zu Bloggen!
Neben den 3 beschriebenen Punkten fehlt allerdings ein wichtiger Aspekt, das Grillzubehör.
Sicher grillt ein Großteil der Leute zuhause, das kann man dann normales Mehrweggeschirr wie Teller usw. verwenden. Beobachtet man mal die öffentlichen Grillstellen, da reicht die Mülleimergröße seltenst für die große Menge anfallenden Einweggeschirrs und Alufolien etc.
–> 4. Punkt wäre demnach „Grillzubehör“ (Mehrweg Grillschale, Grillstein etc. –> Bsp. https://www.smarticular.net/grillschalen-ohne-aluminium-edelstahl-gusseisen-grillbrett-grillpapier/)
Ansonsten gibt es noch einen Punkt, der mir sehr am Herzen liegt und nahezu immer vergessen wird, obwohl er der entscheidende Faktor ist:
Die Differenzierung bei Aussagen zu Produkten
„Man glaubt es kaum, aber die größten Klimasünder eines Grillabends sind Rindfleisch und Grillkäse. Sie produzieren pro 200 Gramm Grillgut 2,9 bzw. 1,9 Kilogramm CO2-Äquivalent.“
–> Hier muss doch definiert bzw. genannt werden, von welchen Grillkäse und von welchem Rind man spricht!
–> Wird das Futter in Brasilien nach Regenwaldabholzung produziert, oder nährt die Kuh im Allgäu auf der Weide und verbessert dort noch den Humusgehalt im Boden, wodurch der C-Gehalt steigt und die Landschaftspflege für Maschinen ersetzt werden kann?
Was wäre, wenn es sogar klimapositives Fleisch gäbe?
Hierzu sollten Sie sich unbedingt mit „Silvopasture“ beschäftigen.
https://www.drawdown.org/solutions/silvopasture
–> Diese Art der Landbewirtschaftung ist bei weitem besser als ein mit Pestiziden totgespritztes und mehrmals im Jahr umgegrabenes Maisfeld, wo der P-Dünger aus Marokko oder China kommt. (Demnach würde z.B. der Vergleich zwischen konventionellem Mais und Silvopasture-Fleisch sicherlich anders aussehen)
Ich plädiere nicht für mehr Fleisch essen, selbstverständlich ist der durchschnittliche Fleischkonsum in Deutschland aktuell viel zu hoch!
Wichtiger:
Wenn, dann nur „gutes Fleisch“ essen und dann mehr dafür bezahlen, dann kann auch der Bauer mit guter ökologischer Tierhaltung überleben und sparen und ein weiteres totes Maisfeld.
informativer Artikel mit guten Alternativen
Holzkohle von Miller Forest sei als weitere gute Alternative zu empfehlen.
Bio-Weiderindfleisch ist klimafreundlich und nachhaltig! Rinder, die im Sommer auf die Weide dürfen und im Winter ausschließlich mit Heu gefüttert werden, fördern die Artenvielfalt und helfen dem Klima durch Humusaufbau und Speicherung von CO2 im Boden. Auf der Welt haben wir 70% Gras- und Steppenlandschaft, auf der keine Nahrungsmittel für Menschen wachsen. Rinder wandeln diese in wertvolles Eiweiß wie Milch um Fleisch um.
Rinder, die mit Getreide, Mais oder gar Gentechnik-Soja aus Südamerika gefüttert werden sind die Klimakiller und Futterkonkurrenten. Bitte dies in den Berichten immer erwähnen. Danke!
Nur vegan bitte. Alles andere ist keine Alternative.
Seien wir mal ehrlich, gillen kann nie nachhaltig sein!
das ist doch Alles Augenwischerei…
Auch hochwertiges Biofleisch wird durch grillen nicht gesünder.
Mehr regionales Biogemüse, Hülsenfrücht und Obst essen und viel mehr Rohkost –
würde vielen sehr gut tun !
Rita