Bis 2050 werden etwa zehn Milliarden Menschen den Planeten Erde bevölkern und ihren Ressourcen einiges abverlangen. Etwa die doppelte Menge an Lebensmittel würde dann beispielsweise benötigt, rechnet die unabhängige Denkfabrik „World Resources Institute“ vor. Dabei ist es für das Klima von entscheidender Bedeutung, wie sich die Bevölkerung bis dahin vorwiegend ernähren wird.
Mit einer vegetarischen Ernährung lässt sich CO2 einsparen
Denn die Höhe des Fleischkonsums hat signifikante Auswirkungen auf den CO2-Ausstoß. Der globale Viehbestand ist für ein Fünftel der erzeugten Treibhausgase verantwortlich. Neben Kohlenstoffdioxid gelangen vor allem durch Rinder Methan und Lachgas in die Atmosphäre. Studien zufolge ließen sich in der EU jährlich 200 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verhindern, wenn sich pflanzliche Alternativen auf den Tellern durchsetzen. Apropos Teller: Wer es genau wissen will, wie viel CO2 die eigene Mahlzeit verursacht hat, kann das mit der vom Bundesumweltministerium finanziell geförderten „KlimaTeller-App“ herausfinden und seine Ernährungsgewohnheit danach ausrichten. Ein totaler Verzicht auf Fleisch würde die ernährungsbedingten Treibhausemissionen um drei Viertel verringern. Was bei Veganern auf den Tellern landet, verursacht weitaus weniger.
Online-Rechner verschaffen einen Überblick
Mit CO2-Rechnern lässt sich der ökologische Fußabdruck eines jeden einzelnen Menschen ermitteln. Auch, wieviel davon explizit durch den Fleischkonsum anfällt. Laut einer Erhebung des Umweltbundesamts wäre es ideal, wenn jeder Mensch im Jahr weniger als eine Tonne CO2 verursacht. Aktuell liegt der Pro-Kopf-Ausstoß in Deutschland jedoch beim Elffachen. Mit einem bewussteren Lebensstil lassen sich schnell Einsparungen erreichen. Und wer darüber hinaus etwas zu einer positiveren CO2-Bilanz beitragen möchte, für den bieten sich Ausgleichszertifikate an. Die Idee dahinter: Gespendetes Geld wird dazu verwendet, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern oder Treibhausgase durch Klimaschutzprojekte zu binden. Der gemeinnützige Verein Primaklima beispielsweise setzt sich seit über 26 Jahren für den Erhalt und die Mehrung von Wäldern ein. Nach eigenen Angaben wurden in dieser Zeit 13,5 Millionen Bäume gepflanzt und so CO2 gebunden. Selbst Supermarkt-Ketten werben inzwischen damit, dass sie die entlang der Lieferkette entstandenen Treibhausgas-Emissionen durch solche Kompensationsprojekte ausgleichen. Für viele ist diese moderne Form des Ablasshandels aber nur ein fauler Kompromiss auf dem Weg zu schneller Absolution für begangene Klimasünden. Sie erst gar nicht zu begehen, wäre in ihren Augen die weitaus klügere Option.
Noch verzehrt im Schnitt jeder Deutsche rund ein Kilogramm Fleisch – und das pro Woche, während die Empfehlung bei 300 bis 600 Gramm liegt. Lediglich zehn Prozent der Bevölkerung ernährt sich nach Schätzungen des Vegetarierbunds (ProVeg) fleischlos. Der Verzicht fällt offenbar schwer. Vor allem, wenn der Mensch sozial und kulturell an Fleisch gewöhnt ist.
Das CO2-Bewusstsein wächst
Doch das Gesundheits- und Umweltbewusstsein der Menschen wächst und mit ihm die Bereitschaft, seine Lebensgewohnheiten zu überdenken. Das Wissen, dass sich vegetarische Ernährung auf das Klima positiv auswirkt, hat den Mainstream erreicht. Fleischesser_innen müssen auch nicht mehr permanent mit einem erhobenen Zeigefinger rechnen. Auf ihr Konsumverhalten wird vielmehr durch ausgereiftere Fleisch-Ersatzprodukte sowie subtil-kreatives Marketing eingewirkt. Die britische Initiative „Veganuary“ fordert seit 2014 weltweit dazu auf, im Januar pflanzliche Ernährung für Umwelt, Tierwohl und Gesundheit auszuprobieren und regt zum Nachdenken an. Teile der Nahrungsmittelindustrie springen auf den Zug mit auf. Ein bekannter deutscher Tiefkühlkost-Hersteller adaptierte im vergangenen Januar den markanten Slogan „Yes, we can!“ und warb mit der veganen Variante „Yes, ve gan!“ für seine pflanzenbasierten Lebensmittelprodukte.
Klimatarier_innen leben es vor
Es ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Ernährungswende – weg von ungesunden zu gesunden und vor allem nachhaltig produzierten Mahlzeiten mit keinem oder möglichst wenig Fleischanteil. Klimatarier_innen leben diese Idee besonders konsequent: Aus Liebe zur Umwelt greifen sie bewusst nur auf Lebensmittel zurück, die möglichst wenig Ressourcen verbrauchen und wenig CO2-Emissonen verursachen.
Mit folgenden sieben Schritten vollzieht man die Transformation laut der Klimatarier-Initiative erfolgreich:
- Pflanzen statt Tiere
- Bio & Regional & Saisonal
- Essen ist kein Abfall
- Do it yourself
- Weniger ist mehr
- Entdecke die Vielfalt
- Begeistere Deine Freund_innen!
Wer nicht ganz die Finger von Fleisch lassen mag, muss auch nicht komplett verzichten. Es hilft schon, sich aus der Bio-Theke zu bedienen oder auf ein regionales Angebot aus ökologischer Haltung zu achten, um einen Beitrag zum Umweltschutz durch einen verringerten CO2-Ausstoß zu leisten.
Die Gesundheit nicht außer Acht lassen
Neben dem Aspekt des Umweltschutzes gibt auch viele weitere gute Gründe, die Ernährungsweise zu optimieren: Zum Beispiel die Gesundheit. Wer weniger rotes oder verarbeitetes Fleisch isst, hat ein geringeres Risiko, Krebs oder eine Herzkreislauferkrankung zu erleiden. Zudem enthält eine ausgewogen pflanzliche Ernährung meist gesunde ungesättigte Fettsäuren bereit. Dass sich der Trend pflanzlicher Ernährung sogar auf den Geldbeutel auswirken kann, wissen vor allem diejenigen, die sich Anfang Mai 2019 Aktien des US-amerikanischen Unternehmens Beyond Meat ins Depot gelegt haben. Der Hype um den Anbieter pflanzenbasierter Fleischersatzprodukte beflügelte den Aktienkurs beim Börsengang beträchtlich.
Klimaschutz kann Appetit machen
Es kann auch Appetit machen, sich beim Kochen vorzustellen, wie man mit der Lebensmittelauswahl dazu beiträgt, das Klima zu entlasten. Würde im Schnitt nur noch die Hälfte an Fleisch verzehrt, ließe sich ein Effekt erzielen, der knapp 250-mal so groß wäre, wie das CO2-Einsparpotenzial, das eine Millionen E-Autos mit sich bringen. Man muss sich also nicht gleich vollkommen vegetarisch ernähren, zur Hälfte würde es auch schon reichen.
Grundsätzlich ein begrüssenswerter Artikel. Der Begriff „Klimatarier:in“ war mir neu und gefällt mir gut. Damit kann man vielleicht die eine oder andere ablehnende Haltung aufbrechen.
Vegetarische Ernährung greift aber zu kurz. Milchprodukte sind nicht weniger klimaschädlich als Fleisch und hinter Milch stehen tote Kälber (die männlichen, „nutzlosen“). Kühe geben nur Milch, wenn sie gekalbt haben. Ich schreibe das als Nicht-Veganer, weil ich leidenschaftlich gerne Käse und Joghurt esse. Aber ich arbeite daran, meinen Konsum zu reduzieren. Bei Milch und Butter fällt mir das übrigens leicht.
Entscheidend ist aber, denke ich, dass niemand sich komplett vegan ernähren muss. Aber wenn wir uns alle häufiger, möglichst oft vegan ernähren, dann ist viel gewonnen. Das ist die „lowest hanging fruit“, die es zu pflücken gilt: Für Klimaschutz, Tierwohl, sauberes Grundwasser und Bodenschutz, und gegen die Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie.
Außer der Künstlichkeit von „Klimatarier“ stört mich die Huldigung an die Genderideologie („Klimatarier_innen“). Und so ein „vollwertige_r Vegetarier_in“ möchte ich genauso wenig sein wie „ein_e halbe_r“.
Man muss bei der CO_2 – Rechnung auch bedenken, wer das Gras möglicherweise sonst statt der Kühe fressen und veratmen würde (Wild) bzw. was möglicherweise an Stelle der Weiden oder Futtermittelfelder wachsen würde. Aber ohne Zweifel ist gezüchtetes Fleisch eine sehr ressourcenaufwändige Ernährung und jedenfalls für viele Deutsche wäre geringerer Fleischkonsum gesünder.
Wir sehen hier auf dem Land, was Fleisch- und Milchwirtschaft direkt für die Natur bedeutet. Für die Bauern lohnen sich Herden nur ab bestimmten Größen, entsprechend viel Scheiße landet unter ihnen, entsprechend viel Gülle fällt bei den Stalltieren an, für die Wiesen abgemäht werden. Die gequirlte Scheiße wird nach dem Mähen in großen Mengen als Dünger auf den Wiesen ausgebracht bzw. entsorgt, Regen befördert Teile davon in die Bäche. Der Gestank ist extremer als die früher bekannte „Landluft“. Und von manchen Landwirten werden Randstreifen der Maisfelder immer noch mit Pestizid abgespritzt. Meiner Meinung nach werden wir nur eine gute Zukunft mit weniger Nutzvieh und mehr biologischer Wirtschaftsweise haben, auch eher mit Fleisch- statt Milchrindern, so dass die Kälber bei den Müttern bleiben. Käseessen bedeutet Leid für Tiere, egal ob bio oder konventionell. Und für Gemüse- und Obstzucht gibt es moderne Techniken im Biolandbau, die gelernt werden können. Wer aber so weiterarbeitet und weiterkauft wie bisher, hat den Knall nicht gehört. Für alles mögliche haben Menschen Geld übrig, nur nicht für klimafreundliche Ernährung.
das ist eine sehr gute Idee