Männer, jetzt mal ehrlich: Seid ihr es nicht leid, in einer Familie immer noch die Rolle des „Haupternährers“ zu haben? Also, dass ihr es seid, die das Geld nach Hause bringen – während eure Frauen sich überwiegend um den Nachwuchs kümmern? Okay, diese Rollenmuster gibt es seit Generationen, auch uns haben sie geprägt. Aber die Zeit ist reif für eine Veränderung.
Schließlich redet alle Welt von mehr Geschlechtergerechtigkeit. Auch für Sebastian ist das ein Thema. Sebastian ist eine fiktive Person. Aber er spricht vielen Menschen aus der Seele, wenn er sagt, dass es derzeit um die finanzielle und berufliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Deutschland nicht gut bestellt ist. Das belegen Studien der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Demnach haben Männer häufig bessere Löhne. Zudem sind ihre Erwerbsbeteiligung und ihr Arbeitsvolumen höher.
Sebastian findet das Rollenmuster, dass seine (fiktive) Partnerin Silke zu Hause bleibt und sich um die Kinder kümmert, verkrustet. Silke sieht das genauso. Schließlich ist sie ebenso wie er top ausgebildet. Zeitgemäße partnerschaftliche Gleichberechtigung sieht so aus: Beide gehen ihrem Job nach, verdienen Geld und kümmern sich zu gleichen Teilen um den Nachwuchs.
Doch die Lebensweise von Sebastian und Silke ist hierzulande längst noch nicht gang und gäbe. Deutschland hinkt in Sachen Gleichberechtigung hinterher. Skandinavische Staaten machen vor, wie es geht. Nach einem Bericht der Stiftung des Weltwirtschaftsforums (WEF) zählen sie zu den Ländern mit der größten Gleichberechtigung. Eines der Vorbilder ist das schwedische Modell:
- Steuerliche Förderung der Doppelverdienerfamilie: Zwei Erwachsene teilen sich die Verantwortung für Geldverdienen und Kinderbetreuung. Das stärkt die Position der Frau auch in finanzieller Hinsicht. Beide Partner werden einzeln besteuert, ein Ehegattensplitting wie hierzulande gibt es in Schweden nicht. Dadurch entstehen Anreize zur Erwerbstätigkeit, beide Partner arbeiten mehr.
- Elternzeitregelung: Bei der Dauer und der Bezahlung von Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub wird Wert auf eine ausgeglichene Aufteilung zwischen Frau und Mann gelegt. Auch das ist ein Grund für eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen.
- Gesellschaftliches Bewusstsein: In Schweden gibt es ein ausgeprägtes gesellschaftliches Bewusstsein für Gleichberechtigung. Feminismus ist dort nicht mit negativen Klischees behaftet.

Studien belegen, dass neun von zehn Vätern Elternzeit nehmen wollen. Und auch künftige Väter planen, sich die Kindererziehung gleichberechtigter mit ihren Partnerinnen zu teilen und dafür weniger zu arbeiten. | Foto: picsea / unsplash
Und in Deutschland?
Immer noch ist das männliche Geschlecht häufig in einer besseren Ausgangslage. Männer haben laut Statistischem Bundesamt 2021 in Deutschland pro Stunde durchschnittlich 18 % mehr verdient als Frauen. Damit blieb der Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern – die unbereinigte Gender Pay Gap (geschlechtsspezifisches Lohngefälle) – im Vergleich zum Vorjahr unverändert.
Männer bekamen mit durchschnittlich 23,20 Euro einen um 4,08 Euro höheren Bruttostundenverdienst als Frauen (19,12 Euro). Der Verdienstabstand erklärt sich dadurch, dass Männer häufiger Berufen mit höherer Bezahlung nachgehen und sie öfter eine Führungsposition innehaben.
Für die bereinigte Gender Pay Gap stammen die aktuellsten Zahlen von 2018: Demnach verdienten Männer auch bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation im Durchschnitt pro Stunde 6 % mehr als Frauen. Immer noch gibt es offenbar in manchen Köpfen die Vorstellung, dass die Arbeit von Männern „höherwertiger“ sei – Sebastian findet das ungerecht.
Aber er weiß auch um die Gründe, warum Männer mehr verdienen: Sie haben besser bezahlte Jobs, etwa als Ingenieure oder Softwareentwickler. Frauen sind nach Angaben des Bundesfamilienministeriums häufiger in sozialen oder personennahen Berufen tätig, wo die Verdienstspanne geringer ist.
Weil Männer in der Regel mehr Geld nach Hause bringen als ihre jeweilige Partnerin, sind sie es, die weiter arbeiten gehen, wenn Nachwuchs kommt, während die Frau eine Babypause einlegt. Dabei haben auch viele Väter den Wunsch, ihr Kind in seinen ersten Lebensjahren zu begleiten.
Das belegt eine Forsa-Trendstudie im Auftrag des Väternetzwerkes conpadres. Demnach wollen 9 von 10 Vätern Elternzeit nehmen. Ein weiteres Ergebnis der Trendstudie: Künftige Väter wollen sich die Kindererziehung gleichberechtigter mit ihren Partnerinnen teilen und dafür weniger arbeiten. Zwei Drittel der Befragten würden sogar ihre Arbeitgebenden wechseln, wenn diese nicht auf die Wünsche der Eltern ausreichend eingingen.
Es ist offenkundig: Männer wollen mehr Zeit für die Familie. Gleichzeitig rückt bei immer mehr Menschen die Gender (Pay) Gap und seine Folgen ins Bewusstsein. In Deutschland will die Bundesregierung die Lohnlücke bis 2030 auf 10 % senken. Was Männer und Frauen schon jetzt tun können:
- Männer und Frauen teilen partnerschaftlich Elternzeit und arbeiten, wenn möglich, zu gleichen Teilen in Teilzeit.
Verdient der Mann selbst in Teilzeit mehr als die Frau, zahlt er ihr dafür einen Ausgleich. Wie hoch dieser Betrag ausfällt, ist eine Entscheidung des Paares. Denkbar wäre etwa, dass sie die Hälfte des Differenzbetrags bekommt. Alternativ wäre auch folgendes möglich: „Beide können auf einem gemeinsamen Konto prozentual anteilig von ihrem Einkommen einzahlen“, sagt Sally Peters vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. - Falls das partnerschaftliche Teilzeitmodell nicht machbar oder nicht erwünscht ist – etwa, weil die Frau daheimbleiben möchte, um die Familie zu versorgen: In dem Fall zahlt er ihr ebenfalls einen Ausgleich, damit sie finanziell unabhängig ist. „Ein Richtwert hierfür können die entgangenen Entgeltpunkte in der Rentenversicherung sein, die man erhält, wenn man zu Hause bleibt“, so Peters.
- Einen Teil des Geldes könnte die Frau in einen nachhaltigen Fondssparplan oder in einen nachhaltigen Aktien-, Renten- oder Mischfonds investieren, um im Alter besser abgesichert zu sein.
- Frauen und Männer überdenken mehr ihr eigenes Verhalten und loten aus, inwieweit sie selbst von den traditionellen Rollenbildern profitieren und was sie selbst im Alltag oder in ihrer Beziehung dagegen tun können.
Was sich Sebastian und Silke vorgenommen haben? Sie wollen mehr über die Gender Pay Gap im Familien-, Freundes- und Kollegenkreis sprechen. Ihr Ziel: das Bewusstsein für die Unterschiede schärfen.
Männer sollten aber auch als Kollegen und Chefs Vorbild sein. „Das kann sich etwa darin äußern, dass sie andere Männer dazu ermuntern, Elternzeit zu nehmen oder in Teilzeit zu arbeiten und das auch selbst so vorleben“, so Peters.
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Ich bin bei der UmweltBank Kund*x geworden, um die Natur und unseren Planeten zu schützen. Aber nicht, um eine völlig einseitige Darstellung und ein Propagieren von individuellen sozialen Entscheidungen lesen müssen. Warum besinnen Sie sich nicht auf Ihre Kernkompetenz, die Umwelt zu schützen, anstatt ein dezidiert linkes und in meinen Augen auch mit vielen Denkfehlern behaftetes Sozialmodell zu propagieren? Es gibt in Deutschland i.d.R. keine Zwangsehen / Zwangsbeziehungen und 2 Menschen sollten doch im Jahre 2022 völlig frei und individuell entscheiden können, ob sie in einer polyamorösen offenen Beziehung oder im „Kinder, Kirche, Küche“ Modell leben wollen. Sie sind die UmweltBank und nicht die „Linke Gesellschaftsmodelle AgitationsBank“. Das stößt nämlich Kunden ab und in 2022 kann sich das kein Unternehmen mehr leisten.
Hallo Jay,
wir wollen mit diesem Artikel natürlich niemandem vorschreiben oder vorgeben, wie individuelle Entscheidungen in Bezug auf Familie und/ oder Finanzen getroffen werden sollen. Der Artikel sollte stattdessen dazu dienen, auf die Gender Pay Gap aufmerksam zu machen. Und gerade in der von vielen Menschen als „klassisch“ angesehenen Familiensituation ist dieses Thema noch relevant, weshalb wir über Ansätze und Statistiken hierzu informieren wollten. Unabhängig davon, ob man sich als Leser_in selbst damit identifizieren kann oder nicht.
Wie jede und jeder Einzelne mit dem Thema Finanzen und Familie/ Beziehungen umgeht und wie man dazu steht, ist dabei aber eine individuelle Entscheidung und frei von jeglicher Wertung unsererseits.
Viele Grüße.