Es ist ein Lebensmittel, das einfach unersetzlich ist: Ohne Wasser geht es nicht. Doch weltweit gibt es einen Kampf um das kühle Nass. Global agierende Unternehmen kaufen Wasserrechte von staatlichen Behörden in Afrika und Asien. Experten bohren dort Brunnen, über die mit Hilfe einer speziellen Technik direkt aus dem Grundwasser abgepumpt wird. Das Wasser wird in Abfüllanlagen gereinigt und verkauft – letzteres nicht unbedingt vor Ort, sondern anderswo auf dieser Welt. Das ist nicht nur sozial fatal, wenn es den Menschen in Asien und Afrika an Wasser fehlt. Es bedeutet auch eine Belastung für die Umwelt. Nicht zuletzt, wenn das Wasser per Flugzeug etwa nach Europa transportiert wird.

Trinkwasser ist für alle da

In der EU gibt es immer wieder mal die Forderung, die Wasserversorgung komplett zu privatisieren. Ein umstrittenes Thema, schließlich ist das Recht auf Trinkwasser von den Vereinten Nationen als menschliches Grundrecht verbrieft. Bei einer kompletten Privatisierung erhielte das Profitstreben Vorrang vor diesem Grundrecht. Wäre Wasser überwiegend in Privathand, könnte diese den Preis festlegen und nach oben treiben – mit Nachteilen für jene, die sich Wasser dann finanziell nicht leisten könnten.

In der EU haben 2014 die Gewerkschaften und die Europäische Bürgerinitiative „Right2Water“ eine Privatisierung von Trinkwasser erfolgreich ausgebremst. Ihre Position: Wasser darf keine Handelsware sein, die Wasserversorgung gehört in die öffentliche Hand und jeder muss Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.

Trinkwasser ist aktuell
das bestüberwachteste Lebensmittel in Deutschland.

Hans-Jürgen Grummt

Umweltbundesamt

Trinkwasser genügt höchsten Anforderungen

Rund 6.000 Wasserversorgungsunternehmen gibt es in Deutschland. Die Mehrzahl sind kleinere Versorger, die oftmals von der Kommune selbst betrieben werden. Wasser als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge – das muss so bleiben, findet Hans-Jürgen Grummt vom Umweltbundesamt (UBA). „Trinkwasser ist aktuell das bestüberwachteste Lebensmittel in Deutschland“, fügt er im Interview der „Bank & Umwelt“ hinzu.

In der Trinkwasserversorgung sind Grenzwerte für möglicherweise schädliche Stoffe im Wasser festgelegt. Deren Einhaltung wird permanent von den Gesundheitsämtern überwacht. Dabei helfen Kommissionen, denen Vertreter der Wasserversorger, von Verwaltungen und aus der Wissenschaft angehören. Bei Bedarf werden Grenzwerte auch angepasst – „was etwa unlängst die Absenkung des maximalen Bleiwerts zeigt“, sagt Grummt. Darum: Leitungswasser kann ohne Bedenken getrunken werden.

Was zudem mit Abstand preisgünstiger ist, als Mineralwasser aus dem Supermarkt zu konsumieren. „Ein Liter Mineralwasser kostet zwischen 19 und 50 Cent, ein Liter Leitungswasser hingegen im Schnitt 0,5 Cent“, sagt Franziska Killiches, Vorstand des Vereins a tip: tap, der sich unter anderem aus Umweltgründen für Leitungswasser stark macht.

Alte Bleirohre sollten ausgetauscht werden. | Foto: Adobe Stock

Bleirohre können zu bleihaltigem Trinkwasser führen, dessen Konsum gesundheitsschädigend sein kann. In der Regel tritt laut Umweltbundesamt das Problem in älteren Gebäuden auf (Baujahr vor 1973). Wird der Bleigrenzwert im Wasser nicht eingehalten, stehen Hausbesitzer und Wasserwerke in der Pflicht, Bleileitungen auszutauschen. Die UmweltBank unterstützt ökologische Sanierungsmaßnahmen wie diese mit dem UmweltWunschkredit. Weitere Infos zu Blei im Trinkwasser gibt es beim Umweltbundesamt.

Kein Kistenschleppen mit Leitungswasser

Während Leitungswasser aus dem Hahn ins Glas oder in die Karaffe fließt, müssen Mineralwasser-Käufer Flaschen und Kisten schleppen oder sich bringen lassen. Womit man auch schon beim ökologischen Nachteil des Transports sowie bei den Vor- und Nachteilen von Ein- und Mehrwegflaschen und Glas oder Kunststoff wäre. Als Faustregel für umweltbewusste Verbraucher wird oft genannt: Mehrwegflaschen aus der Region gelten aus Umweltsicht als beste Wahl. „Sie verbrauchen auf ihrem Lebensweg weniger Rohstoffe und Energie und tragen weniger zum Treibhauseffekt bei“, erklärt etwa die Verbraucherzentrale.

 Refill Station ist ein Konzept, das bundesweit verbreitet ist: In Geschäften, Cafés, Restaurants und anderen Einrichtungen ist auf Türen oder Fernstern ein runder blauer Aufkleber Refill Station zu sehen. Was bedeutet: Dort ist es möglich, Leitungswasser kostenfrei in mitgebrachte Flaschen abzufüllen. So vermeidet man Müll und tut nicht nur seinem Portemonnaie etwas Gutes, sondern auch der Umwelt.

Die Nutzung von Refill Stations spart Plastik. | Foto: Picture Alliance / dpa

 

Staatliches Bio-Siegel für Mineralwasser gibt es nicht

Und was ist mit Bio-Mineralwasser? Ein offizielles Bio-Lebensmittel ist es streng genommen nicht – es fällt nicht unter die EU-Öko-Verordnung. Nach einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2012 kann ein Mineralwasser trotzdem „Bio” sein: wenn es die gesetzlichen Grenzwerte für Schadstoffe deutlich unterschreitet. „Der Umstand, dass der Gesetzgeber bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen eine gesetzliche Regelung für die Verwendung von „Bio“ getroffen hat, führt nicht dazu, dass diese Bezeichnung beim Fehlen einer gesetzlichen Regelung nicht verwendet werden darf“, hieß es in der Entscheidung. Die Kunden erwarteten allerdings von einem Bio-Mineralwasser, dass es frei von Zusatzstoffen sei. Außerdem müssten die Rückstände von Schadstoffen deutlich unter den Höchstwerten liegen, die für natürliche Mineralwasser gelten. Zertifizierungsstellen können die Kriterien für privatrechtliche Siegel eigenständig festlegen.

Letztendlich ist es für viele eine Frage der Gewohnheit, welches Wasser sie trinken. Aber klar ist auch: Jeder kann seinen Konsum hinterfragen und mit seiner Entscheidung etwas für die Umwelt tun.