Bankprodukte für alle
Unter Mikrofinanz versteht man Finanzdienstleistungen für Menschen, die von kommerziellen Banken nicht als Kundinnen und Kunden angenommen werden, weil sie keine Sicherheiten bieten können, kein regelmäßiges Einkommen haben oder zu abgelegen leben. Das trifft weltweit auf rund zwei Milliarden Menschen zu. Mikrofinanzinstitute bieten ihnen Kredite, Sparkonten oder Versicherungen an, fungieren als Ansprechpartner in Sachen Finanzen und begleiten sie beratend bei ihrer Selbstständigkeit.
Mikrokredite für Kleinstbetriebe
Das investierte Kapital der Fondsanlegerinnen und Fondsanleger wird an ausgewählte Mikrofinanzinstitute in Entwicklungs- und Schwellenländern verliehen. Diese wiederum geben das Kapital als Darlehen an Kleinstunternehmer_innen weiter – der Großteil davon sind Frauen. Oftmals handelt es sich dabei um Einzelpersonen oder Betriebe, die im Gemüsehandel, der Viehzucht, dem Handwerk oder in einer Schneiderei tätig sind. Mithilfe der erwirtschafteten Einkünfte zahlen sie innerhalb eines festgelegten Zeitraumes das geliehene Geld inklusive Zinsen zurück. Ein Beweis dafür, dass Mikrofinanz eine wichtige Finanzierungslücke schließt, ökonomisches Handeln fördert und einen wichtigen Beitrag zur Verringerung von Armut leistet.
Ein globaler Wachstumsmarkt
Der globale Mikrofinanzmarkt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Dennoch übersteigt die Nachfrage die Finanzierungsmittel bei Weitem. Dem „Impact Finance Barometer“ zufolge haben Mikrofinanzinstitute im Jahr 2021 über 187 Milliarden US-Dollar an Mikrokrediten vergeben und konnten damit mehr als 156 Millionen Menschen den Zugang zu Finanzdienstleistungen ermöglichen. In Deutschland stehen Privatanleger_innen bisher lediglich fünf Mikrofinanzfonds zur Auswahl – einer davon ist der Invest in Visions (IIV) Mikrofinanzfonds.
Hilfe zur Selbsthilfe
Durch Mikrofinanzierung lassen sich viele positive Effekte erzielen. Vor allem werden die Kreditnehmenden in ihrer Unabhängigkeit unterstützt und können ihre Lebensbedingungen verbessern. Mit dieser „Hilfe zur Selbsthilfe“ werden ganze Regionen wirtschaftlich gestärkt. Die Verbreitung von Mikrofinanzinstituten kann langfristig dazu beitragen, dass auch in armen ländlichen Gebieten Finanzsysteme entstehen.
Invest in Visions
Die Invest in Visions GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde 2006 von Edda Schröder gegründet und hat mittlerweile 27 Mitarbeitende. Das Unternehmen ist auf Impact Investments spezialisiert, d. h. auf Anlagen, die neben finanziellen Erträgen auch eine soziale Rendite bieten. Neben Mikrofinanz beschäftigt sich die Invest in Visions mit den Bereichen Erneuerbare Energien (dezentrale Projekte) sowie mit der Finanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen – small and medium-sized enterprises (SMEs). Aufgrund der langjährigen Erfahrung und durch ein ausgebautes spezialisiertes Netzwerk verfügt Invest in Visions über eine umfassende Expertise bei der Auswahl und Bewertung nachhaltiger und sozialer Investmentprodukte.
Frau Schröder, wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Mikrofinanzfonds anzubieten?
Ich habe Invest in Visions 2006 mit dem Ziel gegründet, Mikrofinanzprodukte zu entwickeln. Auf die Idee kam ich, als die KfW im Jahr 2005 den ersten Mikrofinanzfonds für Osteuropa aufgelegt hat, an dessen Entwicklung ich geringfügig beteiligt war. Da ich schon immer gerne als Backpackerin in den Emerging Markets unterwegs war, bin ich nach Peru gereist und habe mir Mikrofinanzinstitute angesehen. Dort habe ich erlebt, dass das Geld wirklich ankommt und etwas bewirkt.
Für welche Anleger_innen eignet sich der Invest in Visions Mikrofinanzfonds?
Die Anlegerinnen und Anleger sollten ein Interesse an dem Thema Mikrofinanz haben und eine positive Wirkung erzielen wollen. Denn es sind keine Maximalrenditen, die wir erzielen werden. Es geht vor allem um die soziale Rendite.
Ein Mikrofinanzfonds ist immer eine Beimischung im Portfolio und sollte nie ein Hauptinvestment sein. Denn der Fonds ist nicht täglich handelbar. Er kann einmal im Monat gekauft und vierteljährlich verkauft werden. Auch sollte der Anlagehorizont mindestens drei Jahre betragen.
Wie erfolgt die Auswahl der Partner, d. h. der Mikrofinanzinstitute, konkret?
Grundsätzlich prüfen wir immer vor Ort, ob wir in ein Mikrofinanzinstitut investieren. Wenn die Zahlen und die ausgehandelten Konditionen stimmen, schauen wir uns den Hauptsitz des Instituts, die Filialen und die Kundenakten an. Dabei überprüfen wir, wofür die Kundinnen und Kunden das Geld erhalten und es verwendet haben. Wichtig ist uns die Transparenz in der Kommunikation. Die Kundinnen und Kunden müssen wissen, wie viel Zinsen sie bezahlen und das Aufklärungsgespräch vor Ort muss dementsprechend klar und eindeutig sein. Darüber hinaus spielen soziale Faktoren eine Rolle, beispielsweise wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlt werden. Nur wenn sowohl die Zahlen als auch die soziale Seite stimmen, investieren wir in das Mikrofinanzinstitut. Mittlerweile arbeiten wir mit 95 Mikrofinanzinstituten in 32 Ländern zusammen.*
*Stand 31.12.2022
Mit unserer Arbeit möchten wir insbesondere Frauen die Möglichkeit geben, sich finanziell zu emanzipieren und dadurch ihre Lebensbedingungen zu verbessern.
Wie ist die Resonanz auf der Investorenseite auf den Fonds bisher?
Insgesamt spricht ja das Volumen für sich, das mittlerweile auf über 1 Mrd. Euro* angestiegen ist. Das zeigt, dass das Thema Mikrofinanz in den Köpfen der Menschen angekommen ist. Positiv ist auch, dass der Fonds bereits seit 2011 am Markt ist und der erste Fonds dieser Art ist, der in Deutschland aufgelegt wurde. *Stand: 31.12.2022
Daher haben wir eine Historie mit einer passablen Rendite. Die Menschen haben inzwischen Vertrauen gewonnen und wissen, dass Mikrofinanzfonds eine Anlageklasse sind, die wirklich funktioniert. Wenn man sich die Rückzahlungsquoten auf der Endkreditnehmerseite anschaut, dann liegen diese bei über 98 Prozent. Positiv ist auch, dass viele Anlegerinnen und Anleger Wert auf Produkte legen, die gemäß der Offenlegungsverordnung Artikel 9-Fonds sind. Der IIV Mikrofinanzfonds ist das bereits seit zwei Jahren.
Spielt der Aspekt eine besondere Rolle, dass mit Mikrofinanzfonds vor allem Frauen gefördert werden?
Als der bengalische Wirtschaftswissenschaftler, Friedensnobelpreisträger und Gründer der Grameen Bank, Professor Yunus, 1976 mit dem Thema Mikrofinanz begonnen hat, war die Zielgruppe eindeutig Frauen. Denn er sagt, dass Frauen einfach besser zurückzahlen. Das hat sich durchgezogen und ist auch ein Ziel von Mikrofinanz: Menschen zu erreichen, die keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen haben, aber auch die Unabhängigkeit der Frauen zu fördern. Frauen, die zum Familieneinkommen beitragen, bekommen einen ganz anderen Status in der Familie und ein ganz anderes Ansehen.
Planen Sie, weitere nachhaltige/soziale Fonds aufzulegen?
Wenn wir neue Produkte einführen, dann auf jeden Fall im Impact Bereich, also überall da, wo man direkt eine Wirkung mit dem Investment erzielen kann.
Vielen Dank, Frau Schröder, für das interessante Gespräch.
Alle Informationen zum IIV Mikrofinanzfonds finden Sie hier: umweltbank.de/iiv-mikrofinanzfonds
Der Kurs von Wertpapieren unterliegt Schwankungen und kann – vor allem bei einer negativen Wirtschafts- oder Börsenentwicklung – auch dauerhaft und sehr deutlich unter dem Kaufkurs liegen. Wertpapiere sind nicht geeignet für Anleger_innen, die eine risikolose Anlage anstreben oder die ihr Geld innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren aus den Wertpapieren wieder zurückziehen wollen.
Die UmweltBank gibt keine Empfehlungen zum Erwerb, Halten oder Verkauf einzelner Finanzinstrumente (Anlageberatung i.S.d. § 2 Abs. 8 Satz 1 Nr. 10 WpHG).
Die Anlage im IIV Mikrofinanzfonds ist mit Risiken verbunden. Diese Risiken können sich nachteilig auf den Anteilswert auf das vom Anleger investierte Kapital sowie auf die vom Anleger geplante Haltedauer der Fondsanlage auswirken. Insbesondere kann der Anteilwert des Fonds fallen und zu Verlusten beim Anleger führen. Es bestehen keine Garantien der Gesellschaft oder Dritter hinsichtlich einer bestimmten Mindestzahlung bei Rückgabe oder eines bestimmten Anlageerfolgs des Fonds. Anleger sollten sich vor einer Entscheidung über eine Investition mit dem Verkaufsprospekt und den wesentlichen Anlegerinformationen vertraut machen. Diese sind in deutscher Sprache verfügbar und gemeinsam mit weiteren Informationen abrufbar unter www.umweltbank.de/mikrofinanzfonds.
dann können sie auch mal über die gesunde Yacon berichten
Hallo waldi,
vielen Dank für den Vorschlag, wir haben Ihn in unsere Themenliste aufgenommen.
Ein schönes Wochenende!
Bin seit Jahren an dem Thema Microkedite imterssiert. Wenn das ab 25 € monatl möglich ist, würde ich mich gerne beteiligen.
Das interessiert mich. Ich könnte mir vorstellen, einen Teil des Guthabens auf meinem Umweltsparbuch hierfür zu verwenden. Könnten Sie das vermitteln?
Die Idee ist hervorragend und dem im Interview erwähnten „Erfinder“, Professor Yunus, gebührt der Friedensnobelpreis völlig zu Recht (was man leider nicht von allen Preisträgern sagen kann), denn DAS ist DIE ENTSCHEIDENDE FRIEDENSARBEIT, die mit solchen Aktivitäten sehr segensreich wirken kann. Man kann diesen Bestrebungen wirklich nur eine Breitenwirkung wünschen, wie sie gar nicht groß genug sein kann. Die Hinweise auf das Risiko für Anleger bremsen allerdings die Begeisterung ein bisschen und stehen auch irgendwie im Widerspruch zu der beschriebenen Rückzahlungsquote von rund 97%. Aber wahrscheinlich sind sie aus rechtlichen Gründen obligatorisch. Auf jeden Fall kann man solchen Aktivitäten nur vollen Erfolg wünschen!
Das finde ich ein ganz tolle Idee mit dem Mikrofinanzfond Invest in Visions. Mir persönlich ist die Rendite ohnehin nicht so wichtig. Wichtiger ist mir daß mein Geld gutes bewirkt und die Menschen v.a. Frauen die noch die in Armut leben die Chance bekommen sich aus der Armut zu befreien. Da investiere ich gerne mein Geld und habe mir einen Anteil geordert 🙂