Skizzieren Sie Ihren Weg vom Studenten zum anerkannten und mehrfach ausgezeichneten Recup-Revolutionär? 

Angefangen hat das Ganze im Herbst 2015, als mir im Studium die vor Einwegbechern überquellenden Mülleimer extrem aufgefallen sind. Für fünf Minuten Kaffeegenuss werden Unmengen an Ressourcen verbraucht und ein Müllberg geschaffen, der seinesgleichen sucht. Mir war klar: das muss anders gehen! Und so kam es zu der Idee eines Mehrwegsystems für Kaffeebecher. Florian, mein Mitgründer, hatte zur selben Zeit den gleichen Gedanken und durch einen Zufall sind wir damit zusammengetroffen. Gemeinsam haben wir dann Ende 2016 ein Pilotprojekt mit 26 Partnern in der Stadt Rosenheim zu einem Pfandsystem für Kaffeebecher gestartet. Das System kam gut an und mittlerweile ist Recup bundesweit an mehr als 11.200 Stellen vertreten und wir freuen uns, dass unser System stetig weiterwächst und die Müllberge nach und nach schwinden lässt.

Sie mussten einen langen Weg gehen, ehe der Durchbruch erfolgt. Was hat sie auf Kurs gehalten?

Auf Kurs hält uns seit Beginn unser Wertedenken. Das ist etwas, was wir immer wieder neu hinterfragt und auf die Probe gestellt haben, was uns aber auch immer wieder einnordet. Wir stellen uns regelmäßig die Frage, ob das, was wir tun, mit unseren Werten zusammenpasst. Das gibt immer wieder neu Kraft und Willensstärke, auch in Momenten, die sich schwer anfühlen. Es ist eine persönliche Erfahrungsreise, ein Unternehmen gründen zu dürfen und die Entwicklung zu begleiten. Mittlerweile sind wir ein Team, das aus fast 80 Personen besteht. Es ist richtig klasse zu sehen, mit wie viel Spaß und Herzblut alle an der gemeinsamen Vision arbeiten und das macht mich auch richtig stolz.

Wie lautet Ihre Mission? Und: Gibt es den Status „Mission accomplished“ – oder kann es nur ein immer weiter geben – auch im Sinne des Umweltschutzes?

Die Mission von Recup ist es, den Verpackungsmarkt zu revolutionieren und Einwegverpackungen langfristig vollständig durch Mehrweg-Alternativen zu ersetzen. Wir sind uns bewusst, dass Einwegmüll nicht nur im To-Go-Sektor und auch nicht allein in Deutschland anfällt. Es gibt also noch Unmengen an Einwegmüll, die es abzuschaffen gilt. Die Mission ist also hoch angesetzt und je früher wir sagen können „Mission accomplished“ desto besser für die Umwelt.

Sie haben schon jetzt jede Menge erreicht und gerade erst die Marke von deutschlandweit 10.000 Ausgabestellen geknackt. War das, als Sie mit Ihrem Mitgründer begonnen haben, überhaupt eine Zahl, die Sie für möglich gehalten hätten?

Als wir damals begonnen haben, haben wir von 1.000 Ausgabestellen geträumt. Heute halten wir 120.000 Stellen für durchaus realistisch und auch nötig, um Einweg abzuschaffen und damit einen großen Teil zu den Klimazielen beitragen zu können.

Sie sind längst nicht mehr nur auf Becher spezialisiert, sondern haben das Sortiment erweitert. Was sind die Gründe und welche Artikel werden die nächsten sein?

Recup hat gezeigt, dass Mehrweg flächendeckend in der Gastronomie funktionieren kann. Unser Mehrweg-Pfandbecher war der erste Schritt um die „Coffee-to-go-Welt“ zu revolutionieren. Der logische und konsequente nächste Schritt war dann die Einführung von Rebowl, denn genauso ist „Essen-To-Go“ ein wichtiger und nicht wegzudenkender Teil unserer schnellen Gesellschaft. Die Pandemie hat das Ganze nochmal befeuert, eben auch das Müllaufkommen durch Einwegverpackungen. Wir sind täglich im Austausch mit Gastronomie-Betreibenden und stimmen die Entwicklung unserer Mehrwegprodukte eng mit deren Bedürfnissen ab. Uns ist es in erster Stelle absolut wichtig, dass ein Produkt möglichst vielseitig eingesetzt werden kann und jedes einzelne somit möglichst viele verschiedene Arten an Einwegverpackungen ersetzen kann. Aktuell arbeiten wir außerdem in verschiedenen Testphasen mit Lieferdiensten zusammen und damit an Möglichkeiten, wie sich eine digitale Pfandlösung in das System implementieren lässt.

Für fünf Minuten Kaffeegenuss werden Unmengen an Ressourcen verbraucht und ein Müllberg geschaffen, der seinesgleichen sucht

Fabian Eckert

Gründer, Recup

Ihr verwendet Kunststoff für eure Becher. Gibt es (noch) keine nachhaltigere Variante? Wo stellt ihr die Produkte her? Und wie werden sie recycelt?

Wir stellen unsere Becher im Allgäu her, die Rebowls werden in der Nähe von Hamburg produziert. Die Behälter sind aus Polypropylen (PP) und zu 100% recyclebar. Wir sind ständig auf der Suche und testen verschiedene andere Stoffe zusammen mit unseren Herstellern. Vergleicht man die Herstellungs- und Recycling-Bedingungen mit denen von alternativen Materialien, schneidet PP durch einen vergleichbar geringen Energieverbrauch und die hohe Recyclingfähigkeit am besten ab. Außerdem sind die Behälter BPA- und schadstofffrei und lebensmittelecht, bruchsicher und leicht, was für den Einsatz in einem Mehrwegsystems sehr wichtig ist. Jeder Recup kann bis zu 1000-mal wiederverwendet werden, die Rebowls mindestens 500-mal. Beide sind mit dem Umweltsiegel der Bundesregierung „Blauer Engel“ ausgezeichnet. Das Recycling der aussortieren Behälter übernimmt unser Hersteller und produziert aus dem Material neue Dinge aus PP, wie beispielsweise Werkzeugkoffer.

Die Becher und Teller werden an die Gastronomen gegen eine Pfandgebühr, die an den Kunden weitergegeben wird, verliehen? Wie finanziert ihr euch eigentlich? Schreibt Recup schwarze Zahlen?

Wir finanzieren uns über eine fixe monatliche Systemgebühr, die unsere Gastronomie-Partner für die Teilnahme am Mehrwegsystem zahlen. Schwarze Zahlen haben wir bereits geschrieben. Mit Ankündigung der Mehrwegpflicht investieren wir jetzt aber nochmal kräftig in unser Wachstum und werden dieses Jahr wohl keine schwarzen Zahlen schreiben. Jetzt kommt es darauf an, die Gastronomie auf die Mehrwegpflicht vorzubereiten.

Warum hat es so lange gedauert, ein Pfandsystem zu etablieren. Was haben eure Vorgänger falsch, oder was habt Ihr besser gemacht?

Wir sammeln Unmengen an Feedback und das hat uns immer besser gemacht. Auch spricht natürlich die Einfachheit des Systems für sich und das ist sicher auch ein Grund, warum wir so viele Partnerbetriebe für unser Mehrwegsystem begeistern können. Vor uns gab es niemanden, wir haben sozusagen den Markt bereitet. Das war natürlich ganz viel Testen, Lernen und Recherche bei der Produktentwicklung. Wir haben viel Arbeit auf politischer Ebene geleistet sind nach wie vor im ständigen Austausch mit Gastronom_innen, Nutzer_innen und Akteur_innen in diesem Bereich. Auch die gesellschaftliche Sensibilisierung zum Thema Mehrweg ist ein wichtiger Punkt, den wir stetig vorantreiben.

Worin liegt neben praktiziertem Umweltschutz eure Message? Ökonomie und Ökologie müssen sich nicht ausschließen?

Wir haben uns bei der Gründung von Recup von Anfang an gefragt: Was sind die Dinge, für die wir stehen wollen? Und das ist ein Umdenken auf sozialer, ökologischer und ökonomischer Ebene. Sozial wollen wir dazu beitragen, dass sich die Arbeitswelt verändert und möchten als Arbeitgeber neue Wege gehen. Ökonomisch ist es unser Ziel unser Wirtschaftssystem positiv mitzugestalten. Und unseren Schwerpunkt setzen wir auf der ökologischen Ebene. Wir stellen Material, Ressourcen und Müllvermeidung in den Mittelpunkt und bieten dafür auch eine konkrete Lösung an. Das ist der Purpose von Recup und unsere Verantwortung als Gründer.