Das Hotel Luise kann beeindruckende Zahlen vorweisen: Pro Nacht werden 47 Prozent weniger Energie aufgewendet und 88 Prozent weniger Abfall produziert als in einem durchschnittlichen Hotel der gleichen Kategorie. Dazu hat das Stadthotel seit 2010 gut 135.000 Quadratmeter Fläche in Panama renaturiert und mehr als 15.000 Bäume gepflanzt. Den Weg dahin schlugen die Besitzer schon Ende der 80er Jahren ein. Klaus Förtsch übernahm damals den Betrieb von seinen Eltern und setzte vom ersten Tag an seine grüne Philosophie konsequent um. Damals galt er als „grüner Spinner“, heute zählt das Hotel, das nun wiederum sein Sohn Ben führt, als Leuchtturmprojekt.

Das Hotelzimmer wachsen hören

Das Erlanger Hotel gehört zu Deutschlands umweltfreundlichsten Stadthotels und wurde 2010 als erstes Hotel in Franken mit einem CO2-Fußabdruck klimaneutral zertifiziert. Seit 2015 wird es sogar klimapositiv betrieben. Um dorthin zu kommen, setzt das gesamte Team täglich mit viel Entschlossenheit, Ideenreichtum und Liebe zum Detail eine Vielzahl an Maßnahmen um. Das Pionierprojekt des Junghoteliers Ben Förtsch sind die „nachwachsenden Hotelzimmer“, die überwiegend mit Naturmaterialien bestückt sind: Die Wände bestehen aus Sand, die Decke aus Stroh und die Matratzen aus Naturkautschuk, Kokosnussfasern und Algen.

„Nachwachsend heißt für uns, die Natur zum Vorbild zu haben: Alle Ausstattungsgegenstände in den Zimmern wie Teppich, Gardinen, Tapeten, Bett, Armaturen, etc. sind entweder zu 100 Prozent biologisch abbaubar oder zu 100 Prozent ökologisch unbedenklich recyclebar nach dem Kreislaufgedanken von Cradle-to-Cradle“, erklärt Ben Förtsch.

Alle Baumaßnahmen vom Abriss über den Umbau bis hin zu Ressourcennutzung und Recycling werden stets nach dem Cradle-to-Cradle©-Prinzip betrachtet. Frei übersetzt orientiert sich diese Philosophie an einem Kreislauf, der „vom Ursprung zum Ursprung“ führt. In der Umsetzung bedeutet es, dass alle Produkte am Ende ihrer Nutzungszeit entweder in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder eben kontinuierlich im Kreislauf gehalten werden. So landen Kunststoffe nicht in den Meeren, sondern werden als hochwertige Ressource immer wieder verwendet ohne der Natur zu schaden.

In der grünen Stadtoase kann man die Seele baumeln lassen. | Foto: Creativhotel Luise

Duschen wie im Weltall

Im gesamten Haus gibt es so wenig Metall und Plastik wie möglich. Denn Metall ist in der Herstellung sehr ressourcenintensiv und damit nicht sehr nachhaltig. Plastikmüll gelangt zunehmend in die Meere und stellt dort eine Bedrohung für die Tierwelt dar. Darum gibt es keinerlei Einzelverpackungen im Hotel, die Schlüsselkarten sind aus Holz und die Schrauben in den Möbeln wurden so gut es geht durch Steckverbindungen ersetzt.

Und wenn morgens das heiße Wasser aus der Dusche prasselt, dann darf sich der Gast zurecht wie ein Astronaut fühlen. Die umweltschonende Duschtechnologie hat nämlich kein geringerer als die NASA entwickelt: Das einst für eine Marsmission erdachte Duschsystem spart bis zu 90 Prozent Wasser und 80 Prozent Energie gegenüber herkömmlichen Duschen ein.

Durch Klimaneutralität macht man die Welt nicht besser,
man macht sie nur weniger schlecht.

Ben Förtsch

Es summt und brummt in der Stadtoase

Aber nicht nur im Inneren auch rundherum steht der Umweltgedanke im Fokus. Obwohl das Hotel Luise ganz zentral in der Innenstadt liegt, gehört die Hälfte des 3.000 Quadratmeter großen Geländes der Natur. Es gibt einen großen Schäfergarten mit vielen Nistplätzen für Vögel, Igel und Insekten. Bienen aus dem hauseigenen Stock surren durch die grüne Stadtoase. Die Fläche soll ein Rückzugsort sein – für die menschlichen wie für die tierischen Bewohner.

Das Nachhaltigkeitskonzept im Creativhotel Luise ist über die Jahre und mit den Generationen gewachsen. Dass das Hotel über eine eigene PV-Anlage mit 23 kWp verfügt, regionale Produkte bezieht und in der Garage Ladestationen für Elektroautos bietet, erscheint neben all den durchdachten Details fast überflüssig zu erwähnen. Darüber hinaus war das Hotel Luise das erste klimapositive Hotel Europas: Es hinterlässt nicht nur keinen CO2-Fußabdruck, sondern trägt aktiv dazu bei, das Klima besser zu machen. „Wir pflanzen aktiv so viele Bäume, dass diese weitaus mehr CO2 aufnehmen, als wir produzieren. Darauf sind wir stolz, denn durch Klimaneutralität macht man die Welt nicht besser, man macht sie nur weniger schlecht“, meint Ben Förtsch. Damit ist das Haus in seiner Branche Vorreiter – und findet hoffentlich einige Nachahmer.

Mehr Informationen gibt es auf der Website des Creativhotels Luise.

Dieser Artikel ist in ähnlicher Form auch im UmweltBank-Kundenmagazin Bank & Umwelt erschienen.