Fast Fashion ist kein Trendwort mehr. Es umschreibt ein längst etabliertes Geschäftsmodell vieler großer Textilhersteller: In immer kürzeren Abständen kommen neue Kollektionen in die Filialen. Die Kundinnen und Kunden sollen möglichst häufig zurückkehren, um neue Kleidung zu erstehen. Und der Plan geht auf: Von 2000 bis 2015 hat sich die Anzahl der Käufe weltweit auf 100 Milliarden Kleidungsstücke verdoppelt.
Schnell gekauft, direkt vergessen
Allerdings tragen wir all‘ diese Hosen, Jacken, Tops und Hemden gar nicht. Während wir im Jahr 2000 ein Kleidungsstück durchschnittlich noch 200 Mal anzogen, taten wir das 15 Jahre später nur noch 163 Mal. Oder anders gesagt: Von durchschnittlich 95 Kleidungsstücken in deutschen Schränken bleiben 20 Prozent für immer dort liegen. Das Überangebot wird zunehmend zum Problem – auf vielen Ebenen.
Textilproduktion verschlingt Ressourcen
Kleidung herzustellen, ist ein immens ressourcen-intensiver Vorgang. Ein Beispiel: Die Herstellung einer einzigen Jeans benötigt 7.000 Liter Wasser, ein Baumwollshirt schluckt etwa 2.700 Liter Wasser. Dadurch ist die Modebranche in den meist asiatischen Produktionsländern zum größten Wasserverbraucher und -verschmutzer avanciert. Hinzu kommen weltweit 98 Millionen Tonnen Erdöl und 43 Millionen Tonnen Chemikalien, um aus Rohstoffen angesagte Outfits zu machen. Rückstände dieser Chemikalien finden sich mittlerweile in der Luft, in Muttermilch und in der Leber von Eisbären.
Aber mit der Produktion hört das Problem längst nicht auf: Fast Fashion funktioniert über den billigen Preis. Den ermöglichen die Produktion in Billiglohnländern mit überwiegend niedrigen Sozialstandards und künstliche Fasern, also Polyester. Laut Greenpeace enthalten rund 60 Prozent der Kleidung weltweit Polyester.
Synthetikfasern verschmutzen die Meere
Beim Waschen lösen sich kleinste Partikel aus den Textilien (Mikrofasern) und gelangen über das Abwasser in die Ozeane. Eine einzelne Fleece-Jacke kann pro Waschgang bis zu einer Million Fasern absetzen. Eine EU-Studie hat ermittelt, dass in Europa auf diesem Wege jedes Jahr 30.000 Tonnen Synthetikfasern in unsere Abwassersysteme gelangen. Hier können sie nur bedingt herausgefiltert werden. Ein Teil davon bleibt im Klärschlamm; der Rest fließt in Meere und Flüsse. Einmal dort angekommen, bleiben Mikrofasern viele Hundert Jahre erhalten. Denn sie sind nicht biologisch abbaubar.
Experten schätzen, dass bereits 1,4 Billionen Mikrofasern in den Ozeanen sind. Das Waschen von Kunstfaserkleidung hat daran mit 35 % den größten Anteil. Alleine 552.000 Tonnen Mikrofasern gelangen auf diesem Wege jährlich in die Gewässer.
Die Folgen: Meeresorganismen wie Zooplankton, Muscheln, Würmer, Fische und Säugetiere verwechseln die Mikrofasern mit Nahrung oder fressen andere Tiere, die bereits welches aufgenommen haben. Forscher haben bei Meeresorganismen durch Mikroplastik oder -fasern verursachte Gewebeveränderungen, Entzündungsreaktionen und Vergiftungen festgestellt, bis hin zu inneren Verletzungen und Todesfällen. Die Kunststoffe beeinträchtigen außerdem das Schlüpfen von Fischlarven und deren Nahrungsverhalten. Ihre Lebenserwartung verringert sich.
Mode verstopft die Müllcontainer
Wird ein Kleidungsstück aussortiert, entsteht das nächste Problem. Denn vieles landet – durchaus gut gemeint – im Altkleider-Container. Die Berge an getragener Kleidung sind für die gemeinnützigen Organisationen, die dahinterstehen, kaum noch zu bewältigen. Viele Kleiderspenden sind von so mäßiger Qualität, dass sie nicht mehr weitergegeben werden können. Fast Fashion hat eben keine lange Lebensdauer. Solche Stücke können höchstens dem Downcycling zugeführt und zu Industriematerialien wie Dämmstoff verarbeitet werden. Allerdings besteht selbst dafür mittlerweile ein Überangebot, sodass deutlich mehr Kleidung verbrannt wird – und das produziert unnötig viel CO2.
Nachhaltige Labels sind wenig sichtbar
Fast Fashion ist also im gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung eine beträchtliche Umweltbelastung. Da die Textilbranche weltweit boomt, wird in den kommenden Jahren mit noch höheren Produktionszahlen gerechnet. Dabei haben die Käuferinnen und Käufer es in der Hand. Es gibt viele Modelabels, die ihre Kleidung nachhaltig und ökologisch produzieren, diese sind natürlich etwas teurer. Leider sind sie oft nicht gut zu finden, weil der Textilmarkt von wenigen großen Ketten dominiert wird. Gütesiegel können eine erste Orientierung geben, dazu gehören Fairtrade Cotton, GOTS, IVN BEST oder Grüner Knopf. Letzteres hat das Entwicklungsministerium erst im September 2019 eingeführt. Zwar wird Grüner Knopf dafür kritisiert, dass die Kriterien nicht streng genug sind und Kontrollen fehlen, immerhin wird hier aber ein richtiger Weg eingeschlagen.
Mietmode: Nutzen statt besitzen
Eine nachhaltige Alternative, die gleichzeitig das Bedürfnis nach modischer Abwechslung stillt, sind Mietkonzepte. Die Online-Plattform UNOWN versteht sich als Leasing-Service für Mode und Accessoires. Dafür kuratieren die Gründerinnen Linda Ahrens und Tina Spießmacher nachhaltige und fair produzierte Mode. Kundinnen und Kunden können sich je nach Abo-Modell zwei, vier oder sechs Kleidungsstücke aussuchen und nach Hause schicken lassen. Nach einem Monat gehen die Stücke wieder zurück. Auch myonbelle bringt Abwechslung in den Kleiderschrank. Hier erhält man allerdings ein Überraschungspaket, nachdem man den eigenen Stil in seinem Profil hinterlegt hat.
Pilze, Holz & Co.: Neue Stoffe braucht die Welt
Nachhaltige Konzepte entwickeln sich glücklicherweise auch innerhalb der Textilindustrie. So nimmt die Forschung nach ökologisch-verträglichen Materialien zu. Das niederländische Start-up NEFFA glaubt, dass es einfacher ist, die Produktionsbedingungen zu ändern als das Käuferverhalten. Darum arbeiten sie an Kleidung aus Myzelium, einer kompostierbaren Pilzwurzel.
TENCEL™ Lyocellfasern können schon heute mittels eines Kreislaufverfahrens produziert werden. Der Rohstoff dafür ist schlicht Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Die Cellulose-Regeneratfaser ist dadurch biologisch abbaubar. Ein Produzent dieses angenehm zu tragenden Materials ist Lenzing mit Sitz in Österreich. Das Unternehmen ist auch in unserem Sustainable Hidden Champions Equity Fonds vertreten. Es gibt viele weitere Alternativen wie Hanf oder Kork. Sojafasern können zu Seide produziert werden und Ananas zu einem Leder-Ersatz ohne Plastik.
Was tun gegen Fast Fashion?
Wie sagte schon die Modeikone Vivienne Westwood? „Kaufe weniger, aber suche bedacht aus.“ Auf den ersten Blick mag es zwar so erscheinen, als gäbe es nur wenig Möglichkeiten, dem ökologischen Mode-GAU zu entkommen. Wir können jedoch vieles tun, um Fast Fashion und die damit verbundenen Umweltfolgen zu vermeiden:
- Weniger Kleidung, dafür qualitativ hochwertigere Stücken auswählen.
- Nachhaltige Labels bevorzugen.
- Aktionsware meiden.
- Second Hand-Ware kaufen.
- Auf natürliche oder alternative Fasern achten.
- Kleidung mit Kunststofffasern in speziellen Waschbeutel waschen.
- Für mehr Abwechslung: Kleidung mieten oder im Freundeskreis tauschen.
- Gute Stücke weitergeben (oder in den Second Hand-Laden bringen).
Mode ist eben nicht nur Kleidung, sondern auch eine Haltung.
Alle Informationen zum avesco Sustainable Hidden Champions Equity Fonds finden Sie hier:
Der Kurs der Fondsanteile unterliegt Schwankungen und kann – vor allem bei einer negativen Wirtschafts- oder Börsenentwicklung – auch dauerhaft und sehr deutlich unter dem Kaufkurs liegen. Den Verkaufsprospekt und die wesentlichen Anlegerinformationen in deutscher Sprache finden Sie auf der oben genannten Produktseite.