Verkohlte Toaster, verstummte Radiowecker, veraltete Laptops – in jedem deutschen Haushalt gibt es Elektroschrott. Und leider immer mehr. Längst nicht alles davon wird recycelt, die Quote liegt gerade einmal bei 42 Prozent. Der Rest wird entweder falsch entsorgt oder gar nicht. Dabei brauchen wir dringend die darin verbauten Rohstoffe.

Jedes Smartphone ist eine Gold- und Kupfermine

Beispielsweise wird Kupfer langsam knapp. Die Nachfrage kann in der weltweiten Smartphone-Produktion teilweise nicht mehr gedeckt werden. Andere kostbare Bestandteile in Mobiltelefonen sind Gold, Aluminium, Platin oder Silber. Allein der Wert des Goldes in den deutschen „Schubladenhandys“ wird schätzungsweise einen Marktwert von gut 130 Millionen Euro haben. Hinzu kommen viele seltene Erden wie Coltan.

Seit dem Sommer 2018 gilt eine neue Verordnung für das Recycling von Elektroschrott. Darin hat sich für Verbraucher und Händler einiges geändert. So zählt nun deutlich mehr zum Elektroschrott als zuvor. Das ist wichtig zu wissen, denn Elektroschrott darf nicht mehr in der Mülltonne entsorgt werden – sonst droht eine Geldstrafe.

Was ist dein Smartphone wert?

Smartphones stecken voller Edelmetalle. Hier der beispielhafte Wertstoffwert älterer Modelle:

  • Apple iPhone 4 16 GB: ca. 150 Euro
  • RIM Blackberry Torch 9800: ca. 85 Euro
  • HTC EVO 4G: ca. 37 Euro

Was gehört zum Elektroschrott?

Dass ein Kühlschrank oder ein Staubsauger auf die Mülldeponie gehört, ist sicher keine Überraschung. Aber wer rechnet schon damit, dass Juniors LED-bestückte Leuchtturnschuhe nun zum Elektroschrott gehören oder Omas elektrischer Fernsehsessel? Als Faustregel kann man sich merken, dass alles, was Strom braucht, gesondert entsorgt werden muss. Dabei ist ganz egal, ob der Strom aus der Steckdose, einer Batterie oder über das Telefonkabel gezogen wird. Das gilt auch für folgende Produkte:

• Taschen mit integrierter Beleuchtung
• Nachspeicheröfen
• E-Bikes
• Elektrisches Spielzeug
• Kleidung oder Schmuck mit LED-Lämpchen
• Uhren

Besondere Vorsicht ist bei Druckerkartuschen geboten: manche enthalten kleinste Elektronikteilchen. Sind diese vorhanden, gehört auch die Druckerkartusche zum Elektroschrott.

Weniger kompliziert ist es bei Möbeln, die beleuchtet sind. Meist lassen sich die Lampen abmontieren; sie gehören zum Elektroschrott. Der eigentliche Schrank muss ohne die Beleuchtung nicht mehr gesondert entsorgt werden. Und noch eine Sonderregelung: Autoradios, Klima- und Warmwassergeräte fallen als feste Installationen nicht unter die neue Verordnung. Hier informiert man sich am besten bei den städtischen Abfallbetrieben, wie diese Geräte entsorgt werden sollen.

Wohin mit all dem Elektroschrott?

Händler sind nun verpflichtet, elektrische Geräte wieder zurückzunehmen. Allerdings betrifft dies nur Geschäfte mit einer Ladenfläche von mindestens 400 Quadratmetern. Sie müssen sogar Elektroschrott annehmen, der nicht bei ihnen gekauft wurde, und zwar kostenlos. Eine Verpflichtung zum Neukauf besteht nicht. Aber Achtung: Diesen Service müssen Händler nur für Geräte anbieten, bei denen keine Seite länger als 25 Zentimeter ist.

Viele alte Handys liegen daheim ungenutzt in der Schublade, obwohl wertvolle Rohstoffe in ihnen stecken. | Foto: vvoe / Adobe Stock

Rücknahme: Alt gegen neu

Alles, was größer ist, muss der Händler nur bei Neukauf zurücknehmen. Beispielsweise ist der Händler beim Neukauf eines Trockners nun verpflichtet, das Altgerät kostenlos zu entsorgen. Für Online-Shops gilt die Regelung ebenfalls. Allerdings müssen sie die Rücknahme nicht kostenlos anbieten. Außerdem können Online-Händler auf eine Sammelstelle in der Nähe hinweisen. Dann muss der Kunde den Elektroschrott auf eigene Kosten dorthin transportieren. Als Alternative bieten die Kommunen weiterhin Sammelstellen an. Dort können alle Elektrogeräte kostenfrei entsorgt werden.

Afrika erstickt an unserem Elektromüll

Händler wie Verbraucher sind durch die strengere Verordnung stärker in der Verantwortung für die Entsorgung. Dies ist auch ein Schritt, um den illegalen Schrotthandel einzudämmen. Denn eigentlich sollte der deutsche Elektroschrott recycelt werden. Trotzdem gelangen jedes Jahr Hunderte von Tonnen illegal nach Afrika. Für die kriminellen Schrotthändler sind die kaputten Geräte ein Geschäft. Entweder stehlen sie den Elektroschrott von den deutschen Wertstoffhöfen oder sie kaufen defekte Geräte über Kleinanzeigen. Die afrikanischen Abnehmer zahlen dafür.

Manches wird in Afrika repariert und weiterbenutzt. Vieles landet auf gigantischen illegalen Müllhalden. Dort durchforsten meist Kinder den Elektroschrott nach den begehrten Industrierohstoffen, um damit den Lebensunterhalt der Familie zu bestreiten. Sie schmelzen die Bestandteile aus den Geräten heraus. Dafür wird der Schrott umweltschädlich verbrannt: Hochgiftige Gase verpesten dabei Luft und Boden. Von den starken Gesundheitsschäden bei den jungen „Burnern“ ganz zu schweigen.

Dabei dürfen defekte Elektrogeräte eigentlich gar nicht exportiert werden. Allerdings ist es für den Zoll nicht einfach, die Ausfuhr wirkungsvoll zu kontrollieren. Denn funktionsfähige Second-Hand-Ware darf Deutschland sehr wohl verlassen. Bei Stichproben wird bereits vieles abgefangen, jedoch kann längst nicht jedes Gerät im Container oder Laster überprüft werden.

Mehr Recycling, weniger Geräte

Das Bundesumweltamt schätzt, dass trotz des Verbots jährlich 155.000 Geräte aus Deutschland ins außereuropäische Ausland gelangen. Und es wird zukünftig nicht weniger werden: Die UN erwartet, dass der weltweite Elektromüll im Jahr 2021 mehr als 52 Millionen Tonnen betragen wird. Neben kontrolliertem und umweltverträglichem Recycling ist es daher noch wichtiger, die Berge aus Kabeln, Platinen, Chips und Gehäusen weltweit zu reduzieren. Dafür müssten Geräte länger benutzt und im Schadensfall repariert statt ausgetauscht werden. In vielen Fällen sind gute gebrauchte Produkte eine Alternative zu einer Neuanschaffung.
Fakt ist: Wenn weniger Elektroschrott anfällt, kann weniger illegal verhökert werden. Das hilft Mensch und Umwelt gleichermaßen.