Etwas Defektes wegzuwerfen, ist heute meist günstiger als es zu reparieren. Zu diesem Schluss kam auch die Stiftung Warentest in gleich zwei Untersuchungen. Das liegt an verschiedenen Faktoren.

Die Reparatur ist nicht der Plan

Zunächst sind viele Produkte nicht mehr so konzipiert, dass eine einfache Reparatur möglich ist. Das beginnt schon damit, dass Abdeckungen verklebt statt verschraubt sind. Ein Gerät lässt sich dann schlicht kaum mehr öffnen. Das ist insbesondere bei sehr günstigen Elektrogeräten der Fall. Darum gehören sie derzeit zu den am schnellsten wachsenden Abfallmengen in der EU. Jährlich wächst diese Menge um zwei Prozent, recycelt werden weniger als 40 Prozent.

In anderen Fällen sind Ersatzteile einfach enorm teuer, beispielsweise wenn es sich um elektronische Module handelt. Oder ein kleiner Schalter ist nicht einzeln zu bekommen, sondern nur in einem ganzen Seitenelement verbaut. Dann wird aus einem einfachen Tausch eine kostspielige Reparatur. Hersteller verweisen außerdem auf gestiegene Löhne, die die Preise ebenfalls beeinflussen sollen.

Reparieren ist meist teurer – aber nachhaltiger

Im Ergebnis haben viele Menschen das Problem, dass sie einen Gegenstand mit einem kleinen Defekt eigentlich gerne weiterverwenden möchten, die Reparatur aber zu teuer ist. Die Folge: Immer mehr eigentlich langlebige Güter mit behebbaren Mängeln enden vorzeitig auf dem Müll. Für die Umwelt ist das fatal! Abgesehen von den ohnehin schon viel zu großen Müllbergen schlägt die Produktion des Ersatzgerätes enorm zu Buche. Schließlich werden Ressourcen verbraucht, obwohl dies eigentlich unnötig wäre. Ein repariertes Produkt mit einer möglichst langen Lebensdauer ist in der Regel nachhaltiger, auch wenn die Reparatur teurer ist als die Neuanschaffung. Dann steht man vor der Frage: Umwelt oder Portemonnaie?

Nur in manchen Fällen macht es – laut Stiftung Warentest – tatsächlich kaum einen Unterschied, ob man austauscht oder repariert. Das gilt beispielsweise für Staubsauger: Bei Geräten mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 1.000 Watt ist ein Austausch ökologisch betrachtet nicht problematischer.

Reparatur dank Gewährleistung und Garantie

Zunächst einmal lohnt es sich, bei defekten Möbeln, Geräten und anderen Gegenständen auf Gewährleistung und Garantie zu schauen. Gewährleistung besteht dann, wenn der Defekt durch einen Mangel hervorgerufen wurde, der schon beim Kauf bestand. Der Anspruch besteht innerhalb der ersten zwei Jahre ab Kauf. Allerdings darf man zwischenzeitlich nicht selbst Hand anlegen, ansonsten erlischt die Gewährleistung.

Viele Hersteller geben auf ihre Produkte zusätzlich Garantie. Wie lange die Garantie gilt und auf was, ist völlig individuell und steht im Garantieschein. Darum raten die Verbraucherzentralen, bei wichtigen Anschaffungen unbedingt Garantieschein und Kaufbelege aufzubewahren. Im Rahmen von Garantie und Gewährleistung sind häufig Reparaturen über den professionellen Kundenservice kostenlos möglich. In manchen Fällen wird direkt ein Austausch angeboten. Dann kann man sich überlegen, ob man – im Sinne der Umwelt – die Reparatur in Eigenregie angeht.

Aber wie…? Reparatur-Tipps im Internet

Die Hersteller sehen es oftmals kritisch, wenn Laien defekte Produkte selbst reparieren möchten. Sie fürchten um die Sicherheit, speziell bei Elektrogeräten. Darum werden Ersatzteile und Reparaturanleitungen meist nur an Werkstätten oder Vertriebspartner ausgeliefert – nicht an Privatpersonen. Das kann die Reparatur erschweren.

Zum Glück hilft in diesem Fall Doktor Google weiter. So findet man beispielsweise Onlineshops, die gezielt Ersatzteile verkaufen, darunter durchaus Originalteile zu günstigen Preisen. Reparaturanleitungen finden sich ebenfalls für eine Unmenge an Produkten und Geräten. Eine umfangreiche Linksammlung bietet die Website reparatur-initiativen.de. Werkzeug-Sets, die mit denen der Profis locker mithalten, gibt es bei ifixit.com.

Repair Café & Co.: Hier wird geholfen

Wer lieber den Profi ranlassen möchte, kann sich in der Umgebung nach Werkstätten umschauen. Es gibt für so ziemlich alles Bastler_innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Welt von kleinen und größeren Defekten zu befreien. Man muss diese Menschen nur finden. Eine erste Anlaufstelle ist meinmacher.de. Auf der Plattform tummeln sich Tüftlerinnen und Tüftler jeglicher Fasson.

Eine Alternative sind Repair Cafés. Hier bieten Hobbyhandwerker mit unterschiedlichem Know-how ihre Dienste an – und das sogar kostenlos. Von Kleidung über Möbel, Spielzeug und natürlich Elektrogeräte kann man hier alles reparieren lassen. Lediglich die Kosten für die Ersatzteile fallen an. Repair Cafés haben sich in vielen Städten bundesweit etabliert. Eine Übersicht über Orte und Termine gibt es auf gleich zwei Websites:

https://repaircafe.org/de/besuchen/
https://www.reparatur-initiativen.de

Ein Recht auf Reparatur

An vielen Stellen werden Rufe laut, die Lebensdauer von Produkten gesetzlich zu verankern. Denn es ist offensichtlich, dass die ständigen Neuanschaffungen auf Kosten der Umwelt gehen. Die EU hat für bestimmte Geräte bereits Mindestnutzbarkeitszeiten durchgesetzt. So dürfen keine Staubsauger mehr auf den EU-Markt, die nicht mindestens 500 Betriebsstunden haben. Diese Verordnung soll ausgeweitet werden. Zudem gibt es Initiativen, die sich dafür einsetzen, dass die Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Reparaturanleitungen Pflicht wird. Die Hersteller in diesen Punkten ins Boot zu holen ist sicherlich ein richtiger Schritt. Bis dahin können wir alle noch viel beitragen: Indem wir erstmal flicken, schrauben, säubern, löten, kleben – bevor wir etwas Neues kaufen.