Die Große Hufeisennase ist beispiellos in Europa: Die Größe von bis zu 40 Zentimeter Flügelspannweite und der stumpfe obere Sattelfortsatz an der Nase machen sie unverwechselbar. Außerdem wird sie im europäischen Vergleich sehr alt, bis zu 30 Jahre nämlich. Ihre Sommerquartiere sind Höhlen oder Gebäude wie Scheunen und Kirchen. Zum Überwintern zieht sie sich in frostsichere Gefilde wie Stollen und Keller zurück.
In Hohenburg lebt Deutschlands letzte Kolonie der Großen Hufeisennase. Hier im Landkreis Amberg-Sulzbach östlich von Nürnberg hat die Art sogar ihre eigene Behausung: das weit über die Region hinaus bekannte Fledermaushaus. Es ist Teil eines einzigartigen Artenschutzprojekts des Landesbund für Vogelschutz Bayern (LBV).
Hufeisennasen: Der Mensch zerstört den Lebensraum
Der einzige Feind der Großen Hufeisennase ist der Mensch. Durch Habitatveränderungen, Insektizideinsatz und die Störung und Vernichtung von Lebensräumen ist die Population in Deutschland stark zurückgegangen. Die seltene Fledermausart ist vom Aussterben bedroht.
Steckbrief: Große Hufeisennase
- 7 cm lang (ohne Schwanz)
- 40 cm Flügelspannweite
- 17 bis 30 g Gewicht
- graubraunes, leicht rötliches Fell
- beheimatet in Nordafrika, Süd- und Westeuropa
- bevorzugte Umgebungstemperatur 7 bis 10 °C
Einzigartiger Fledermausfund in Hohenburg
1992 kam es zu einer zoologischen Sensation: Die seltene Fledermausart wurde in einem alten Fachwerkstadel entdeckt. Das denkmalgeschützte Gebäudeensemble befindet sich in Hohenburg am Rande des Naturparks Hirschwald. Alljährlich kommen hier die HufeisennasenMütter zusammen, um ihre Jungen sicher zur Welt zu bringen und sie aufzuziehen.
Irgendwann drohte das lange leerstehende Gebäude einzustürzen. Um den Fledermäusen ihre Brutstätte zu erhalten, wurde das Haus von 2009 bis 2011 aufwendig saniert. Mit der Leitung war Rudi Leitl beauftragt. Als Naturschützer mit bautechnischer Erfahrung lag ihm sehr am Herzen, dass die Art erhalten bleibt.
Fledermaus-Rudi und seine Großen Hufeisennasen
Rudi Leitl, mittlerweile bekannt als Fledermaus-Rudi, schützt das Zuhause der Großen Hufeisennase für den LBV. Der gebürtige Oberpfälzer hat einen Beruf, in dem er seine tiefe Verbindung zur Natur ebenso ausleben kann wie die Verbundenheit zur Heimat: als Gebietsbetreuer für verschiedene Schutzgebiete und projekte im AmbergSulzbacher Land. Dazu gehört auch das mittlerweile berühmte Fledermaushaus. Aber die Sanierung war nicht die einzige Maßnahme zu Rettung der Tiere. Schließlich brauchen die Hufeisennasen auch geeignete Jagdgründe, um sich zu ernähren.

Rudi Leitl, bekannt als „Fledermaus-Rudi“, schützt das Zuhause der Großen Hufeisennase in Franken. | Foto: Rudolf Leitl
Rinderdung als Lebensgrundlage
Und hier kommt das Rote Höhenvieh ins Spiel, eine Rinderrasse, die schon früher typisch war für die Region. Der Dung der Weidetiere ist der perfekte Nährboden für Insekten wie Käfer und Nachtschmetterlinge, die wiederum auf dem Speiseplan der Großen Hufeisennase stehen. So kommt es, dass im AmbergSulzbacher Land wieder mehr Rinder grasen. Auf den Talwiesen der Lauterach genauso wie im Wald auf dem ehemaligen Hutanger von Hohenburg. Denn sie sind ein wichtiges Glied, in der natürlichen Nahrungskette der seltenen Fledermäuse.
Die Fledermaus-Kolonie wächst und gedeiht
Die Hufeisennasen haben Rudi Leitl schon immer fasziniert. Heute gelingt es ihm bei seinen regelmäßigen Führungen durch das Fledermaushaus, diese Faszination auch bei anderen Menschen zu wecken. Vor allem die Hohenburger identifizieren sich inzwischen stark mit ihren nachtaktiven Mitbewohnern. Aber auch Naturliebhaber aus der ganzen Metropolregion Nürnberg kommen regelmäßig, um diese ungewöhnlichen Flattertiere zu bestaunen. Für den FledermausRudi ist das ganz wichtig: Denn nur was die Menschen kennen, schützen sie auch.
Die Maßnahmen zum Schutz der Fledermäuse zeigen Erfolge, denn die Kolonie wächst: Während 2003 gerade einmal 37 Tiere gezählt werden konnten, waren es bei der Winterzählung 2017/2018 bereits 200.
Wer noch mehr über die große Hufeisennase und das Fledermaushaus von Rudi Leitl erfahren möchte, kann sich diese spannende Dokumentation des Bayerischen Rundfunks zur Toskana Ostbayerns ansehen – hier erlebt man sogar eine Geburt der seltenen Fledermaus mit!