Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht nur in der Gesellschaft angekommen, der Begriff wird mittlerweile fast schon inflationär eingesetzt. Idealerweise soll heute alles nachhaltig sein: von der Ernährung über die Kleidung bis hin zum Job. Und das ist auch grundsätzlich gut so. Es gibt allerdings auch Anzeichen dafür, dass der Begriff dadurch überstrapaziert ist und an Relevanz verliert. Deshalb lohnt es sich, zu hinterfragen, ob das Prinzip der Nachhaltigkeit – nach dem nicht mehr Ressourcen verbraucht werden dürfen, als künftig wieder bereitgestellt werden können – auf einen bestimmten Bereich angewendet werden kann und sollte.

Ist es also sinnvoll, bei dem Bau und der Sanierung von Immobilien über Nachhaltigkeit zu sprechen? Selbstverständlich! Ein Blick auf die Immobilienmärkte in deutschen Ballungszentren zeigt, wie hoch der Bedarf vor allem an Wohnraum ist. Aber auch an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten und Altenheimen mangelt es. Das trifft genauso auf Bürogebäude zu – denn die Arbeitsplätze sollen ja idealerweise zentral liegen und leicht erreichbar sein. Der Bausektor nimmt somit hinsichtlich ökologischer und sozialer Auswirkungen eine zentrale Rolle ein. Denn die gesetzten Klimaziele lassen sich nur erreichen, wenn Bauvorhaben höchsten ökologischen Ansprüchen bezüglich Baustoffen und Energieeffizienz genügen. Aber auch die gesellschaftliche Verträglichkeit von Immobilienprojekten muss gegeben sein, sowohl was die angebotenen Wohnformen und Gebäudekonzepte angeht, als auch die Integration in bestehende Wohnviertel.

Das UmweltRating unterstützt uns dabei,
Projekte fair zu bewerten und nachhaltige Vorhaben
mit günstigen Konditionen zu fördern.

Matthias Winkler

Abteilungsleiter Finanzierung Immobilienprojekte, UmweltBank

Nachhaltig bedeutet mehr als ökologisch

Welche Rolle spielen nun Banken in diesem Zusammenhang? Sie können privaten und gewerblichen Bauherren Anreize bieten, ihr Projekt möglichst nachhaltig umzusetzen. Als Vorreiter fördert die UmweltBank ökologisches Bauen seit über 20 Jahren durch zinsgünstige Kredite: Je ökologischer gebaut wurde, desto günstiger war der Zins. Der Fokus bei der Bewertung von Bau- und Sanierungsprojekten lag in der Vergangenheit auf den Aspekten der Energieeffizienz. Die gesellschaftlichen Anforderungen an zeitgemäße Nutzungskonzepte zeigen aber, dass die sozialen Aspekte von Bauvorhaben einen ebenso hohen Stellenwert verdienen.

Ein Rating für jede Art von Projekt

Die Herausforderung war nun also, ein Rating zu entwickeln, welches nachhaltiges Bauen definiert und es anhand von ökologischen und sozialen Kriterien mess- und bewertbar macht. Das Ergebnis ist das neue UmweltRating für die Baufinanzierung. Es berücksichtigt verschiedene ökologische und soziale Aspekte, anhand derer die UmweltBank die individuellen Kreditkonditionen für Bauvorhaben aller Art festlegt – vom Holzhaus bis zum Kindergarten.

Der Kriterienkatalog des UmweltRatings für die Baufinanzierung ist in zwei Kategorien unterteilt.

Die Grundlage des Ratingsystems ist ein detaillierter Kriterienkatalog, der in zwei Kategorien unterteilt ist. Zum einen werden bauliche Kriterien wie Energetik, Ressourcenschonung und Klimaschutz abgefragt, zum anderen soziale Aspekte wie Mitverantwortung, Integration ins Quartier und Mobilität. Dabei ist nicht nur die Aufnahme sozialer Eigenschaften neu, auch die Anzahl der baulichen Kriterien wurde erweitert. Darüber hinaus differenziert das Rating zwischen Neubauprojekten und Bestandsimmobilien sowie wohnwirtschaftlichen und gewerblichen Bauvorhaben.

Über die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB)

2007 gegründet, ist die DGNB heute mit rund 1.200 Mitgliedsorganisationen Europas größtes Netzwerk für nachhaltiges Bauen. Ziel des Vereins ist es, Nachhaltigkeit in der Bau- und Immobilienwirtschaft zu fördern und im Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit zu verankern. Mit dem DGNB Zertifizierungssystem hat die unabhängige Non-Profit-Organisation ein Planungs- und Optimierungstool zur Bewertung nachhaltiger Gebäude und Quartiere entwickelt, das dabei hilft, die reale Nachhaltigkeit in Bauprojekten zu erhöhen. Dabei fußt das DGNB System auf einem ganzheitlichen Nachhaltigkeitsverständnis, das die Umwelt, den Menschen und die Wirtschaftlichkeit gleichermaßen einbezieht.

Von der DGNB anerkanntes Nachhaltigkeitsrating

Die DGNB hat das UmweltRating evaluiert und mit den eigenen Nachhaltigkeitskriterien abgeglichen. Sie bestätigte, dass „die Einhaltung der UmweltBank-Kriterien bei Bauvorhaben auch nach ihrem Verständnis zu einer gesteigerten Nachhaltigkeit der gebauten Umwelt beiträgt“. Die UmweltBank ist die erste Bank in Deutschland, die ein geprüftes Nachhaltigkeitsrating für die Vergabe von Baukrediten nutzt – und damit einen Beitrag zu nachhaltigem Bauen leistet, der dem Begriff Nachhaltigkeit auch gerecht wird.

Mehr Infos zum UmweltRating der Baufinanzierung finden Sie hier

Dieser Artikel ist in ähnlicher Form auch im UmweltBank-Kundenmagazin Bank & Umwelt erschienen.