Lieber Joachim, mit dem Honeycamp schafft ihr ja einen kleinen, aber emsigen Bienenstock für… ja, wen eigentlich?

Platt gesagt: Für alle, die mit den Händen etwas erschaffen. Bei einem klassischen Co-Working-Space sitzen alle an einem Schreibtisch und haben einen Monitor vor sich. Das wird bei uns anders sein. Bei uns finden kleinere Unternehmen und Projektteams eine neue Heimat, die etwas Konkretes herstellen. Dazu gehören lokale Manufakturen, Prototyping-Teams, Designerinnen und Designer aus verschiedensten Branchen. Das Honeycamp soll für all diese – wir nennen sie auch Crafter und Crafterinnen – ein wertiger und moderner Arbeitsort mit Schwerpunkt im Handwerk und der Entwicklung sein. Neben dem tatsächlichen Unternehmenssitz, der das Honeycamp natürlich ist, soll sich hier eine kreative Gemeinschaft entwickeln. Die Idee ist, dass Inspiration, Synergien und Kollaboration entstehen. Das werden wir mit Community Managern, vielen Gemeinschaftsräumen und Veranstaltungen aktiv fördern.

Aber diese Gewerbe haben doch auch recht unterschiedliche Ansprüche. Wie funktioniert denn das Raumkonzept vom Honeycamp?

Der Schlüssel hierfür ist natürlich volle Flexibilität. Darum haben wir ein Vollholzgebäude in Ständerbauweise errichtet. Die Flächen sind extrem variabel, sodass wir nahezu jeden Raumbedarf darstellen können: Wir vermieten von einer einzelnen Werkbank bis hin zu Flächen von 500 Quadratmetern so ziemlich alles und richten uns dabei konkret nach dem Bedarf der Mietenden. Im Erdgeschoss haben wir beispielsweise fünf Meter hohe Decken, für alle, die mit großen Maschinen arbeiten. Es gibt jede Form von Medien, Starkstrom, Druckluft, einen Fettabscheider für Food Manufakturen… Wir haben in der Konzeption an vieles gedacht. Oft sind Interessentinnen und Interessenten überrascht, was wir schon alles vor Ort haben.

Welche Branchen habt ihr bei der Planung denn besonders im Blick gehabt?

Food Manufakturen sind momentan ein großes Thema für fast alle Städte und Regionen. Denn lokales Essen ist einfach nachhaltiger und liegt im Trend. Darum haben wir ein Food Cluster von Anfang an mitgedacht. Auch für die vielen Großunternehmen im Rhein-Neckar-Dreieck aus dem Maschinenbau und der Chemie ist das Honeycamp wie gemacht, denn sie können ihre Projektteams bei uns unterbringen. Die Textil-Design-Szene ist ebenfalls wichtig. Dafür gibt es The Loom, einen eigenen Cocrafting-Space für Textilverarbeitende. Die Hochschulen in der Umgebung haben wir ebenfalls berücksichtigt, denn es gibt einige Start-ups, die nach ihrem Studium mit einer Idee loslegen wollen.

Joachim Walter hat mit Honeycamp eine neue Art von Co-Working-Spaces geschaffen und seine langjährige Erfahrung als Projektmanager von nachhaltigen und sozialen Investitionen eingebracht. | Foto: Honeycamp

Und alles zusammengefasst wurde dann zum Honeycamp. Maschinenbau-Textil-Food, man könnte sagen, das ist das Herz vom Honeycamp.

Das Projekt wird im Januar starten. Wie sieht der aktuelle Stand aus?

Wir sind sehr zufrieden: Die Hälfte der Fläche ist bereits vermietet oder reserviert. Wir bekommen ziemlich viele Anfragen, denn man muss sagen, dass es solche Gewerbeflächen wie das Honeycamp in Deutschland so gut wie gar nicht gibt, also flexible, moderne Räume für kleine Unternehmen. Und dann noch für sieben Euro pro Quadratmeter. Wir haben zwei Jahre lang an dem Gebäude getüftelt, an jeder Schraube gedreht, weil wir sehr günstig vermieten wollen.
Bei uns bekommen die Crafterinnen und Crafter eine vollausgestattete Einheit mit 120 Quadratmetern für 870 Euro. Die Gemeinschaft ist uns wichtiger als die teure Vermietung. Wir sind einfach nicht die typischen Immobilieninvestoren, wir wollen junge oder umtriebige Firmen mit guten Ideen unterstützen. Darum wählen wir auch aus, wer bei uns einzieht.

Die Co-Crafting Räume im Honeycamp bieten jungen Unternehmer_innen und Forscher_innen den idealen Ort zum Weiterentwickeln von Ideen. | Foto: Honeycamp

Was ist euch bei der Auswahl der Unternehmen wichtig?

Wir legen keinen großen Wert auf extrem lange Mietverträge oder klassische Bonitäten. Bei uns sind auch Start-ups willkommen, die erstmal nur für ein halbes Jahr etwas ausprobieren möchten. Wir wünschen uns einen echten Branchenmix, darum wird es von jedem Gewerbe nur eine_n Vertreter_in geben. Und manches passt auch gar nicht, Lagerbetriebe zum Beispiel. Das schafft einfach keinen Mehrwert für die anderen Mietenden.
Aktuell laufen ja auch die Bewerbungen für unsere Stipendien ein: Drei junge Unternehmen bekommen für ein Jahr Räume und das komplette Honeycamp-Paket zur Verfügung gestellt.

Jeder kann sich dafür mit einem kurzen Video bewerben. Bei der Auswahl hilft uns ein wissenschaftlicher Beirat aus den Hochschulen und die Wirtschaftsförderung Mannheim. Das wird auch spannend.

Den Bienen geht es in der Realität ja gerade nicht so gut. Umso schöner, dass das Honeycamp auch ein ökologisches Gebäudekonzept verfolgt. Was gehört alles dazu?

Das Honeycamp ist in der Tat ein Leuchtturmprojekt, was die Nachhaltigkeit und Ressourcenoptimierung von Gewerbeimmobilien angeht. Wir haben das Honeycamp von Anfang an als Green Building entwickelt. Das beginnt schon mit dem Vollholzgebäude: Holz bindet CO2, während es wächst und ist allein deshalb klimaschonend. Ein zweiter, wichtiger ökologischer Aspekt ist die Regenwasserversickerung, die uns einiges an Kopfzerbrechen bereitet hat, bis das Konzept stand. Dazu kommt noch unsere selbst erzeugte Honeypower: Dank Photovoltaikanlage können wir unsere Einheiten völlig autark mit Strom versorgen und das viel günstiger als auf dem Markt: Nur 19 Cent kostet unsere Kilowattstunde. Mit Honeypower betreiben wir übrigens auch die 24 Elektroladesäulen auf dem Gelände. Unser Dach haben wir unter der Solaranlage mit Thymian bepflanzt: Der wird hoffentlich eine neue Heimat für viele Falter und wilde Bienen. Dann ist der Name Honeycamp auch Programm.

Lieber Joachim, wir danken dir sehr herzlich, dass du unseren Blog-Leserinnen und -Lesern das Honeycamp vorgestellt hast. Wir wünschen euch viel Erfolg für den Start.

Die Informationen zur Person:

Joachim Walter ist Founder und Geschäftsleiter der 2017 gegründeten Honeycamp Unternehmungen. Er hat BWL an der Universität Mannheim studiert mit Schwerpunkt Marketing. Seit 1999 arbeitet Joachim als Projektmanager in der Entwicklung und Umsetzung von ressourcenoptimierten Gewerbeimmobilien mit einem realisierten Gesamtvolumen von ca. € 450 Mio.

Für das Schweizer Immobilienunternehmen IRED intelligent real estate development AG verantwortete er als Mitglied des Vorstands von 2004 bis 2016 die Entwicklung und Umsetzung nachhaltiger und sozialer Investitionsstrukturen und Kapitalgefäße für den Schweizer Markt.

Honeycamp ist die Realisation einer neuen, innovativen und sozialen Arbeitsform und Arbeitskultur für Crafter, Manufakturen, Entwickler, Kreative, Künstler und hierzu passende Dienstleister.

Honeycamp investiert, plant, baut und betreibt die Honeycamp Gebäude, allesamt Vorreiter und Leuchtturmprojekte nachhaltiger ökologischer Gewerbeimmobilien; in 5 Jahren wird es laut Plan schon mehr als 30 Honeycamps in Deutschland, aber auch an internationalen Standorten geben.

Weiter Informationen unter: www.honeycamp.de

Die UmweltBank finanzierte den Bau des Honeycamp Mannheim.

Weitere Informationen zur Finanzierung nachhaltiger Bauvorhaben:
www.umweltbank.de/finanzieren/bauen-wohnen