Der Grundgedanke ist bestechend: Eine Investition in ein Windrad, eine Photovoltaikanlage oder ein Projekt, das Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen produziert, ist gut für die Umwelt und oft rentabel. Meist werden solche Erneuerbare-Energien-Anlagen von professionellen Investoren initiiert. Immer wieder schließen sich aber auch engagierte Bürger zusammen und investieren gemeinsam in die Energiewende von unten. „Bürgerenergie dient neben der regionalen Wertschöpfung vor allem der Akzeptanz und durch aktives Mitgestalten auch der Identifikation mit der Energiewende“, sagt Thomas Scheppler, Teamleiter für Energie und Infrastruktur bei der UmweltBank.
Bürgerenergie als Genossenschaft oder Kommanditgesellschaft?
Was ist Bürgerenergie überhaupt? Zum Betrieb von Erneuerbare-Energien-Anlagen gründen sich überwiegend eingetragene Genossenschaften (eG) oder Kommanditgesellschaften (GmbH & Co. KG). Die Vorteile einer Genossenschaft kommen vor allem bei wiederholter Investitionstätigkeit zum Tragen. Wenn mehrere, insbesondere kleinere Projekte für die Energiewende in einer Gemeinde oder Region umgesetzt werden, können diese alle schlank unter dem Dach der Energiegenossenschaft verwaltet werden. Zudem verteilt sich das Mitspracherecht auf alle Beteiligten und nicht nur auf die größten Investoren. Jeder Genosse hat eine Stimme, egal wie viele Anteile er hält. Genossenschaften für Bürgerenergie sind zudem darauf ausgelegt, dass sich fast jeder einen Anteil leisten kann. „Bei manchen ist man bereits mit 100 Euro je Anteil dabei“, so Scheppler. In der Regel sei es ein dreistelliger Eurobetrag.
Erneuerbare-Energie-Anlagen oft auch kreditfinanziert
Die Gründung von projektbezogenen Gesellschaften – zumeist in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG – ist insbesondere bei größeren Investitionen im Millionenbereich für Erneuerbare-Energien-Anlagen die geeignete Wahl. Solche Projekte für Bürgerenergie sind in der Regel komplexer, die unternehmerischen Risiken steigen und erfordern eine hauptamtliche Geschäftsführung. „Im Unterschied zum Genossenschaftsanteil handelt es sich um eine echte unternehmerische Beteiligung mit einem Kapitaleinsatz von häufig mehreren tausend Euro“, betont Scheppler.
Für beide Beteiligungsmöglichkeiten gilt meistens: Trotz Einlagen der Genossenschaftsmitglieder oder Kommanditisten erfordern die meisten Vorhaben eine Kreditfinanzierung. Hier kommen Nachhaltigkeitsbanken wie die UmweltBank ins Spiel.
Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft als Erfolgsfaktor
Das neue EEG-Ausschreibungsverfahren bei größeren Wind- und Solarparks verstärkt den Wettbewerb – für viele Bürgerprojekte weht der Wind nun rauer. „Die Bürokratie ist enorm. Zudem bekommt derjenige den Zuschlag, der die geringste Förderung verlangt. Daher kommen in der Regel nur noch große Investoren, welche die niedrigsten Gestehungskosten realisieren können, zum Zug“, sagt Scheppler. Dennoch haben Energiegenossenschaften aus seiner Sicht auch zukünftig ihre Berechtigung und gute Chancen. Vor allem dann, wenn sie auf Basis des genossenschaftlichen Grundgedankens eine Erzeuger-Verbrauchergemeinschaft mit kleineren Anlagen außerhalb des Ausschreibungsverfahrens für die Energiewende entwickeln. Auch bei Bürgerenergie gilt daher manchmal: Klein, aber oho.
Passt gut zusammen: Bürgerenergie und Rendite
Immer mehr Bürger finanzieren in Energiegenossenschaften oder Kommanditgesellschaften durch ihre Einlagen Wind- und Solarparks oder Wärmeprojekte, also die klassischen Erneuerbare-Energie-Anlagen. Der Anreiz für sie? An der Energiewende mitwirken und damit aktiv gegen die Erderwärmung kämpfen. Scheppler: „Solch ein Projekt kann auch die Gemeinschaft in einer Kommune stärken, wenn sich die Bürger beteiligen.“
In Zeiten historisch niedriger Zinsen können sich zudem die Renditen sehen lassen. „Bei professioneller Betriebsführung und regelmäßiger Wartung der Anlagen kann man mit Ausschüttungen zwischen drei und fünf Prozent pro Jahr rechnen“, sagt Finanzierungsexperte Scheppler. „In besonders guten Jahren sind sogar Sonderausschüttungen möglich.“
Sie wollen mehr über Projektfinanzierungen im Bereich der Erneuerbaren Energien erfahren? Eine Auswahl an finanzierten Projekten finden Sie auf der Webseite der UmweltBank.
Mehr Referenzprojekte zur Bürgerenergie der UmweltBank finden Sie auf unserem Blog: das Windrad „Gloria“ im baden-württembergischen Berghülen und der Solarpark in Inn-Salzach.
An welcher Genossenschaft oder KG kann man sich zurzeit finanziell beteiligen?
Hallo Herr George,
in der Regel informieren Gemeinden ihre Anwohnerinnen und Anwohner über geplante Projekte mit Bürgerbeteiligung in der jeweiligen Region. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter dem Stichwort „Bürgerbeteiligung“ und der jeweiligen Stadt bzw. Region. Über das Angebot der UmweltBank an Projekt- und Unternehmensanleihen können Sie sich hier informieren: http://www.umweltbank.de/anlegen/gruene-anleihen
Hallo, das ist eine Super Sache! Meine Frau und ich sind seit vielen Jahren Mitglieder der Energiegenossenschaft Odenwald (EGO) und Greenpeace Energy, Bei der EGO investieren wir vorzugsweise in Solarparks und gesamte Kindertagesstätten. Als Fahrer eines TESLA Model 3 und eines eSMART beziehen wir auch den EGO Ökostrom über die ENTEGA und tanken zu Hause die Fahrzeuge an einem Destination Charger gesponsert von Greenpeace Energy.
Die EGO selbst stellt seinen Genossenschaftsmitgliedern 2 kostenlose Ladepunkte bereit. Eine bessere Rendite gibt es nicht. Daneben befindet sich direkt unser Erbacher Bioladen. Eine tolle Kombination.
Fazit. Die Do-It-Your-Self- Energiewende ist ein tolles Modell und sehr schlagkräftig.
Wir haben diese Investitionen nie bereut und kann nur empfehlen, diese Idee zu unterstützen.
MfG aus Erbach im Odenwald, Maria und Dietmar König
Über die Notwendigkeit einer Energiewende ich habe ich mir schon vor 30 Jahren Gedanken gemacht und mich aktiv bis heute engagiert. Seit meiner Kindheit war es mir ein Anliegen die Natur zu schützen. Bereits 1988 befasste ich mich mit dem Bau von Windenergieanlagen und baute im gleichen Jahr eine thermische Solaranlage auf das Dach zur Erwärmung eines 500 Liter Brauchwasserboilers. Die Anlage läuft bis heute fehlerfrei. 1991 folgte die Photovoltaikanlage, mit der wir heute noch im Jahresdurchschnitt so viel Strom produzieren, wie wir im eigenen Haushalt verbrauchen. Als langjähriges Mitglied im Solarenergiefördervereines und im Bund der Energieverbraucher sowie weiteren Naturschutzeinrichtungen fördere ich deren Ziele. Ebenso der Bürgeren Energie Berlin. Dass wir in unserer Familie nur fleischarm essen und hauptsächlich Bio-Produkte verwendet werden sei am Rande erwähnt.
Es gibt viele Möglichkeiten sich für eine Energiewende aktiv oder zumindest ideell einzubringen